Auch in Deutschland ist die digital-rektale Untersuchung (DRU) nach wie vor die einzige Methode, die in Screening-Programmen auf Prostatakarzinome für Männer ab 45 Jahren eingesetzt wird. Offenbar ist die DRU dafür aber zu ungenau: Daten der laufenden Probase-Studie weisen darauf hin, dass bei einer DRU viele Tumore im Frühstadium nicht erkannt werden.
An der Studie, von der vorläufige Ergebnisse beim diesjährigen Kongress der Europäischen Gesellschaft für Urologie (EAU) vorgestellt wurden, nahmen zwischen 2014 und 2019 mehr als 46.000 Männer im Alter von 45 Jahren teil.
Bei der Hälfte der Teilnehmer (Gruppe A) wurde der PSA-Wert bereits zu Studienbeginn bestimmt. Anhand dieses PSA-Basistests wurden sie in Gruppen mit niedrigem (<1,5 ng/ml Blut), mittlerem (1,5-2,99 ng/ml) oder hohem (≥3 ng/ml) Prostatakrebs-Risiko eingeteilt. Bestätigte sich ein hoher PSA-Wert von ≥3 ng/ml bei einer wiederholten Untersuchung, so wurde den Teilnehmern zur weiterführenden Diagnostik eine Prostatabiopsie unter MRT-Kontrolle empfohlen.
Für Männer, deren Basis-PSA-Werte im niedrigen oder mittleren Bereich lagen, waren Wiederholungen des PSA-Tests im Abstand von fünf bzw. zwei Jahren vorgesehen. Der anderen Hälfte der Männer (Gruppe B) wurde eine DRU angeboten, die Bestimmung ihres PSA-Basiswerts erfolgte aber erst, wenn die Teilnehmer ein Alter von 50 Jahren erreicht hatten.
In der Gruppe A fielen 0,8 Prozent der Teilnehmer (186 Männer) in die hohe Risikokategorie. 120 dieser Männer entschieden sich zur weiteren Abklärung für eine Prostatabiopsie, dabei wurden 48 Prostatakarzinome entdeckt. Im Studienarm B wurden mittels DRU dagegen nur zwei Prostatakarzinome gefunden.
Fazit für die Praxis: Mit einem PSA-Test im Alter von 45 Jahren wird deutlich häufiger ein frühes Prostatakarzinom entdeckt als mit der DRU. Es sei Zeit, neue Testmethoden in der Routineuntersuchung einzusetzen, resümiert die EAU.
Quellen: 1. Mitteilung der EAU; online 9. März 2. DOI 10.1002/ijc.33940