Prostatakrebs-ScreeningNeue Studiendaten zu PSA stellen Leitlinienempfehlung infrage

Das PSA-Screening ist umstritten, weil bislang der potenzielle Schaden durch Überdiagnostik und Übertherapie den Nutzen überwiegt. Neue Studiendaten legen nun nahe, wie man dieses Risiko senken und das Untersuchungsintervall verlängern kann.

Die PROBASE-Studie will ein risikoadaptiertes PSA-Screening entwickeln.

Heidelberg. Haben 45-jährige Männer einen niedrigen PSA-Wert (< 1,5 ng/ml), erkranken sie in den folgenden fünf Jahren nur sehr selten an Prostatakrebs (9 von 14.248 Männer). In dieser Zeit sei daher kein erneuter PSA-Test nötig, wenn keine Beschwerden auftreten. Das geht aus neuen Daten der PROBASE-Studie hervor, von denen das Deutsche Krebsforschungszentrum am Mittwoch (15.5.) berichtet.

Mit der PROBASE-Studie soll eine risikoangepasste Screening-Strategie auf Prostatakrebs entwickelt werden. Dies soll dazu beitragen, Überdiagnostik und Übertherapie künftig besser zu verhindern – ein Hauptgrund, warum das PSA-Screening bisher umstritten ist.

Der Gemeinsame Bundesausschuss hatte daher zuletzt 2021 entschieden, dass die PSA-Bestimmung weiter nur zur Verlaufskontrolle bei Behandelten oder zur Abklärung auffälliger Tastbefunde eingesetzt werden soll.

Derzeit sieht die Leitlinie der European Association of Urology Männer mit einem Basis-PSA-Wert von über 1 ng/ml als gefährdet an und rät ihnen daher zu einem PSA-Test alle zwei Jahre. Die PROBASE-Daten legten nun nahe, dass dieses Intervall auf fünf Jahre verlängert werden kann. Da die Studie noch läuft, sei zudem denkbar, dass auch ein noch längeres Intervall als sicher gelten könnte.

Das zeigt PROBASE

Bei der einen Hälfte der Studienteilnehmer, dem PROBASE-Studienarm A, wurde der PSA-Wert gleich bei der Rekrutierung bestimmt. Anhand dieses PSA-Basistests erfolgte die Einteilung der Teilnehmer in Gruppen mit niedrigem (<1,5 ng/ml Blut), mittlerem (1,5 bis 2,99 ng/ml) oder hohem (≥3 ng/ml) Risiko.

Den in die Hochrisiko-Gruppe eingestuften Teilnehmern wurde zur weiterführenden Diagnostik eine Prostatabiopsie unter MRT-Kontrolle empfohlen. Für Männer, deren Basis-PSA-Werte im niedrigen oder mittleren Bereich lagen, sind Wiederholungen des PSA-Tests im Abstand von fünf bzw. zwei Jahren vorgesehen.

Von den über 20.000 Teilnehmern, die initial in die Niedrig-Risiko-Gruppe eingestuft worden waren, haben 14.248 inzwischen den zweiten PSA-Test im Alter von 50 Jahren hinter sich. Das Team um Erstautorin Dr. Agne Krilaviciute errechnete nun, dass nur 0,45 Prozent dieser Männer (64 Teilnehmer) hohe PSA-Werte (über 3 ng/ml) aufwiesen und zur MRT und Biopsie überwiesen wurden. Und nur bei 9 der 14.248 Männer wurde nach fünf Jahren Prostatakrebs festgestellt – das entspricht 0,06 Prozent der Ausgangsgruppe.

Längeres Intervall für ein Fünftel der Männer

Der Basis-PSA-Wert von 71 Prozent der PROBASE-Teilnehmer liegt unter dem Grenzwert von 1 ng/ml. 89 Prozent der Studienteilnehmer fallen dagegen unter das Limit von 1,5 ng/ml. PROBASE-Studienleiter Peter Albers, Abteilungsleiter am DKFZ und Direktor der Klinik für Urologischen Universitätsklinik Düsseldorf, erklärt dazu:

„Wenn wir den Grenzwert für ein geringes Risiko von 1 ng/ml auf 1,5 ng/ml anheben, könnten wir 20 Prozent mehr Männern in unserer Studiengruppe einen längeren Abstand zwischen den Tests gewähren. Nur sehr wenige erkranken in dieser Zeit an Prostatakrebs. Ein erheblicher Anteil der fast 14 Millionen Männern im Alter zwischen 45 und 50 Jahren in Europa würde von einer solchen Änderung profitieren.“ (jvb/red)

Quelle: Pressemitteilung DKFZ 15.5.24; European Urology 2024, doi 10.1016/j.eururo.2024.04.030

 

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