“Aortenaneurysmen werden häufig unnötig operiert”, sagt Prof. Thomas Schmitz-Rixen von der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH). Zwar empfehlen die Leitlinien, erst ab einer Aortaausdehnung von mehr als 5,5 Zentimetern zu operieren. “Wir liegen in Deutschland aber im Schnitt statistisch gesehen bei 5,5 Zentimetern und gehen davon aus, dass in 40 Prozent der Fälle außerhalb der Leitlinie operiert wird”, so Schmitz-Rixen.
Auch bei vergleichsweise einfachen Eingriffen gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. “Menschen mit rechtsseitigen Unterbauchschmerzen werden in Deutschland viel häufiger operiert als in anderen Ländern”, berichtet DGCH-Präsident Prof. Udo Rolle.
Während eine akute Blinddarmentzündung sofort operiert werden müsse, könne bei einer unkomplizierten Appendizitis als Alternative auch eine Behandlung mit Antibiotika in Betracht kommen.
Die Fachgesellschaft schlägt vor, das gesetzliche Zweitmeinungsverfahren zu erweitern – insbesondere auf schwerwiegende und lebensverändernde Operationen. Vorausgesetzt es handelt sich nicht um eine Erkrankung. Darüber hinaus brauche es mehr Versorgungsforschung, um die Qualität der Leitlinien zu erhöhen.
red