Hausarztzentrierte VersorgungHZV – Diese Vorteile überzeugen

Die Vorteile der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) für Versicherte und Praxen liegen auf der Hand. Manchen Hausärztinnen und Hausärzten gelingt es dabei ganz gut, ihren Patientinnen und Patienten die HZV erfolgreich schmackhaft zu machen. Drei Hausärzte erzählen, wie sie vorgehen.

Viele Menschen wünschen sich einen Hausarzt, der sie über Jahre hinweg betreut und erster Ansprechpartner in Fragen zur Gesundheit ist.

Von Beginn an haben die beiden Hausärzte Dr. Martin Gubelt und Dr. Daniel Schmitz-Beuting die Hausarztzentrierte Versorgung in ihrer Praxis mitgedacht und eingebunden. Sie führen seit 2022 gemeinsam das “Hausarztzentrum Forsbach” in Rösrath im Rheinisch-Bergischen Kreis.

“Für uns passt der ganzheitliche Gedanke sehr gut, weil wir relativ viel abbilden”, sagt Gubelt im Gespräch mit “Der Hausarzt”. Beide sind internistisch ausgebildet und bieten in ihrer Praxis Sonografie, Akupunktur und Chirotherapie an.

“Menschen umfangreich zu versorgen, war unsere Intention, warum wir Hausärzte geworden sind”, erklärt Gubelt. Und die HZV spiegelt diesen Grundgedanken für die beiden sehr gut wider. “Ich sehe uns auch als breit aufgestellte Hausärzte, die die Patienten ganzheitlich betreuen”, bestätigt Schmitz-Beuting.

Und viele Menschen wünschen sich auch einen Hausarzt, der sie über Jahre hinweg betreut und erster Ansprechpartner in Fragen zur Gesundheit ist. Das mit der HZV klappt im Hausarztzentrum Forsbach auch sehr gut. Mitte des dritten Quartals behandeln sie bereits mehr HZV- als KV-Patienten. Wie haben sie das geschafft?

Die beiden sind digital affin und bieten ihren Patientinnen und Patienten unter anderem eine Online-Terminbuchung, Videosprechstunden und die Kommunikation über die App “arzt-direkt” an. Schon auf ihrer Homepage weist die Praxis auf die Vorteile der HZV-Teilnahme hin.

Zusätzlich ist auf der Webseite zur Erläuterung ein Youtube-Erklärvideo zur HZV eingebunden. Auch im Wartezimmer der Praxis werden Menschen über einen Monitor auf die HZV hingewiesen.

Persönliche Ansprache sehr wichtig

Viel wichtiger ist aber, sagt Schmitz-Beuting, die persönliche Ansprache. Manche hätten Angst, weil sie etwas unterschreiben müssen. Manche hätten etwas von Einengung und Verpflichtung gehört und glauben, sie könnten sich Fachärzte nicht mehr selbst aussuchen.

“Solche Ängste und Gerüchte räumen wir proaktiv aus und erklären, dass Patienten keine Nachteile haben”, sagt Schmitz-Beuting, und das gelinge auch gut.

Die Mitarbeiterinnen der Praxis – neben zwei VERAH beschäftigen die beiden Ärzte zwei MFA und eine Praxismanagerin am Empfang – sind bewusst nicht in die HZV-Ansprache eingebunden. Das sei eher Sache der Ärzte, finden die beiden.

Patientinnen und Patienten erhalten nach dem Arzt-Patienten-Gespräch auch Informationsmaterial an die Hand, damit sie in Ruhe nachlesen und überlegen können, ob sie sich für die HZV entscheiden wollen.

Wichtig ist, glaubt Gubelt, dass dank der digitalen Angebote der Praxis Menschen nicht wegen jeder Überweisung in die Praxis kommen müssen. Ein Extragang zum Hausarzt ist dank digitalem Austausch keine große Hürde mehr, um sich in die HZV einzuschreiben.

Manchmal ist es auch so, dass sich Patientinnen und Patienten erst nach dem dritten oder vierten Praxisbesuch für die HZV entscheiden. “Oft haben sie dann Vertrauen in die Praxis gefasst”, sagt Schmitz-Beuting. “Wir fragen schon immer aktiv nach, ob die HZV möglicherweise infrage kommt.”

Natürlich, sagt er, gibt es auch Menschen, die sich gegen die HZV entscheiden, und das sei oft auch nachvollziehbar. Ein Grund könne sein, dass zum Beispiel in einem halben Jahr ein Umzug ansteht. “Das ist auch vollkommen in Ordnung”, sagen Gubelt und Schmitz-Beuting.

Dass die HZV so gut läuft, liege gewiss auch daran, dass die HZV von Anfang an mitgedacht wurde, glauben die Hausärzte. Beide haben zuvor schon Erfahrungen als angestellte Hausärzte in anderen Praxen gesammelt, in denen die HZV eine eher kleinere Rolle spielte.

Grundsätzlich sind die Hausärzte sehr zufrieden mit der HZV – auch mit dem finanziellen Ergebnis. Wünschen würden sie sich, dass noch mehr Leistungen – wie etwa die Akupunktur – in der HZV abgebildet werden. Es wäre schön, wenn erworbene Zusatzbezeichnungen sich auch in der HZV wiederfinden würden.

HZV sichert Praxis vor Ort

“Zu Beginn ist etwas Organisation zu meistern, unterm Strich lohnt sich aber der Einsatz”, berichtet auch Dr. Florian Beyer. Der Hausarzt betreibt seit 2019 seine “Stadtrandpraxis” in Hohenschönhausen, einem Teil des Berliner Bezirks Lichtenberg.

Seit Ende 2021 nimmt er an der HZV teil. Seine Bilanz: Mittlerweile erfolgt für etwa 15 Prozent der Patientinnen und Patienten die Abrechnung weitgehend über einen Selektivvertrag mit der jeweiligen Krankenkasse.

Der Weg zur “Stadtrandpraxis” führt entlang an vielen Plattenbauten aus den 80er Jahren. Der Kiez im Norden der Hauptstadt zählt zu jenen, in denen es wenig niedergelassene Ärztinnen und Ärzte gibt. Pro Quartal versorgen Beyer und sein dreiköpfiges Team etwa 1.100 bis 1.300 Menschen.

“Der Anteil an Privatversicherten liegt bei etwa fünf Prozent”, schätzt er. Die HZV sehen viele hier daher auch als Chance, sich ihre hausärztliche Versorgung zu sichern.

Idee der HZV überzeugt

Dass er sich vor drei Jahren der HZV angeschlossen hat, hat viel mit seiner berufspolitischen Einstellung zu tun: “Als Hausarzt fühle ich mich in der Kassenärztlichen Vereinigung nicht ausreichend repräsentiert.”

Die hohe Zahl an zu versorgenden Menschen und das Regelleistungsvolumen (RLV) haben einfach nicht mehr zusammengepasst: “Da die KV die Scheinzahl begrenzt hat, wurden etwa 20 bis 30 Prozent der Arzt-Patienten-Kontakte einfach nicht vergütet.”

Die zentrale Idee der HZV hat ihn sofort überzeugt: Eine klare Patientensteuerung durch den Hausarzt, in der Folge kein Ärztehopping und weniger Doppeluntersuchungen. Beyer sieht darin sowohl eine Verbesserung für seine ärztliche Tätigkeit als auch eine effiziente Versorgungssteuerung im Gesundheitswesen.

Verband berät zum Einstieg

Sein Schritt in die HZV begann mit einer Beratung: Praxisberaterin Judith Klump von der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft (HÄVG) kam in der “Stadtrandpraxis” vorbei und hat ihm und seinem Team das Konzept vorgestellt. “Ein überschaubarer Aufwand”, findet Beyer, bei dem das ganze Team fortgebildet werden kann und Ratschläge erhält, wie man mit der HZV beginnen kann (s. Kasten unten).

Der nächste Schritt betrifft die technische Ausstattung: Beyer mietete ein neues Software-Modul hinzu, ließ es in seine Praxissoftware integrieren und meldete sich und sein Team zur Schulung an. Das neue Modul erkenne die unterschiedlichen Einzelleistungen der jeweiligen Krankenkassen, und das erleichtere die Abrechnung nochmals, sagt Beyer.

Danach folgen Ansprache und Aufklärung der Patientinnen und Patienten: “Das ist meine Aufgabe als Arzt. Ich habe es in die Sprechstunde integriert”, erzählt Beyer.

Grundsätzlich bietet er den Wechsel allen Patientinnen und Patienten an. In seiner Praxis entscheiden sich vor allem diejenigen dafür, die weitgehend über die “Stadtrandpraxis” versorgt werden und seltener zusätzliche Facharztkontakte pro Quartal benötigen. Bei den meisten sei die HZV zunächst unbekannt, sodass ihnen erstmal erklärt werden müsse, welche Vorteile die Koordination durch die Hausarztpraxis bei ihren gesundheitlichen Anliegen habe.

Gerade deshalb sei es wichtig, die Menschen auf jeden Fall anzusprechen. “Die Gewissheit, in der gewählten Praxis zum Patientenstamm zu gehören, ist für einige Menschen in unterversorgten Gebieten eine wichtige Botschaft”, weiß Beyer.

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