Seit 15 Jahren besteht die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV), ebenso lang wird die Alternative zum KV-System wissenschaftlich evaluiert. Neu vorgelegte Daten zeigen: Vor allem chronisch Kranke werden nicht nur besser und kostengünstiger versorgt, sie leben auch länger. Zudem stellte der Hausärzteverband Ideen zur Weiterentwicklung der HZV vor.
Berlin. Chronisch Kranke werden in der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) besser versorgt als in der Regelversorgung und leben sogar länger. So zeigten Hochrechnungen für die Jahre 2011 bis 2020, dass bei 119.000 Diabetikern über 11.000 schwerwiegende Komplikationen – darunter 350 Fälle von Erblindungen und 2.250 Schlaganfälle – vermieden werden konnten.
Auch die Längsschnittanalyse in der Kohorte mit Patientinnen und Patienten mit Koronarer Herzerkrankung (KHK) zeige signifikante Vorteile, konkret mehr Statin-Verordnungen und weniger Klinikeinweisungen.
Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität Frankfurt und des Universitätsklinikums Heidelberg bei der fortlaufenden Evaluation der HZV, wie die Verantwortlichen am Montag (15. Mai) zum 15-jährigen Bestehen der HZV in Baden-Württemberg präsentiert haben. Bereits bei der Evaluation zum zehnjährigen Bestehen hatten sich Hinweise auf Überlebensvorteile gezeigt, die nun untermauert werden konnten.
Mitverantwortlich sieht Prof. Ferdinand Gerlach, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Goethe-Uni Frankfurt, „sehr wahrscheinlich“ die um rund 20 Prozent höhere Teilnahme an Disease-Management-Programmen (DMP), die in der HZV gezielt angereizt werde. Die Versorgung werde so strukturierter und kontinuierlicher.
Blaupause für bundesweites Erfolgsmodell
Der Vertrag von Hausärzteverband, AOK und Medi Baden-Württemberg gilt als der bundesweite Vorreiter der HZV. Die Vertragsunterschrift am 8. Mai 2008 war die Blaupause für viele weitere Verträge. An dem Programm im Südwesten nehmen mittlerweile 5.400 Ärztinnen und Ärzte sowie 1,78 Millionen Versicherte teil.