Häufig sprechen Männer das Thema beim Gesundheits-Check-up aus eigenen Antrieb an. Wie also darauf reagieren? Die DEGAM ist der Auffassung, dass es nicht empfehlenswert ist, Männer systematisch auf den PSA-Test hinzuweisen, weil der Nutzen des Tests beschränkt ist und es deutliche Hinweise auf Schäden gibt:
Ein systematischer Review der Cochrane Collaboration wertete alle Daten aus randomisierten kontrollierten Studien zur Früherkennung von Prostatakrebs durch PSA-Test aus und kommt zu dem Schluss, dass ein Screening die Sterblichkeit an Prostatakrebs und die Gesamtsterblichkeit nicht beeinflusst. Stattdessen erhöht die Früherkennung das Risiko für Überdiagnose und für Übertherapie deutlich.
Auch die U.S. Preventive Services Task Force und das American College of Physicians sprechen sich gegen ein allgemeines Prostatakrebs-Screening mit PSA-Tests aus.
Gemeinsam entscheiden
Männer, die nicht von sich aus einen PSA-Test zur Früherkennung wünschen, sollen nicht aktiv auf diese Möglichkeit hingewiesen werden. Diejenigen jedoch, die danach fragen, sollen neutral über Vor- und Nachteile aufgeklärt werden.
Besonders soll dabei auf den möglichen Nutzen, auf die Risiken von Übertherapie und Überdiagnose und auf die Aussagekraft von positiven und negativen Ergebnissen hingewiesen werden. Den Männern, die nach der Aufklärung den PSA-Wert noch bestimmen lassen wollen, soll das ermöglicht werden.
Die obigen Empfehlungen gelten für Männer ohne erhöhtes genetisches Risiko. Das genetische Risiko ist z.B. bei Männern erhöht, die Verwandte 1. Grades haben, bei denen ein Prostatakarzinom diagnostiziert wurde, insbesondere wenn die Erkrankung vor dem 65. Lebensjahr aufgetreten ist. Das American College of Physicians empfiehlt, mit diesen Männern ab dem 40. Lebensjahr gemeinsam eine Entscheidung zu treffen, wie sie weiter vorgehen wollen.
Wie Sie ihre Patienten aufklären können
Die DEGAM empfiehlt, den Patienten, die nach einer PSA-Bestimmung fragen, Vor- und Nachteile verständlich zu erklären:
- Risiko für Überdiagnose und Übertherapie: Wenn man einen Todesfall durch Prostatakarzinom verhindern möchte, muss bei 781 Männern ohne Beschwerden 13 Jahre lang der PSA-Wert bestimmt werden. In den 13 Jahren wird es etwa 133 positive Testergebnisse geben, von denen etwa 36 zu der Diagnose Prostatakrebs führen werden. Bei etwa 15 dieser Männer wäre der Krebs niemals entdeckt worden, deswegen sind Diagnostik und Therapie in diesen Fällen unnötig (Übertherapie). In den 13 Jahren sterben etwa 6 Männer ohne Früherkennungsuntersuchung und 5 Männer, die an der Früherkennung teilnehmen.
- Risiko der Folgetests: Wenn man einen Todesfall durch Prostatakarzinom verhindern möchte, muss bei 781 Männer ohne Beschwerden 13 Jahre lang der PSA-Wert bestimmt werden. Bei 133 beschwerdefreien Männern werden wegen des Testergebnisses Gewebeproben genommen. Das führt bei etwa 44 der Männer zu Komplikationen, bei einem davon zu schweren Komplikationen. Mögliche Komplikationen sind mittelmäßig bis schwer beeinträchtigende Schmerzen, Fieber, Blutung, Infektion, vorübergehende Miktionsbeschwerden. Schwere Komplikationen führen zur Krankenhauseinweisung.
- Aussagekraft des positiven Tests: Von 1.000 beschwerdefreien Männern, deren Testergebnis positiv ist (PSA-Wert ≥ 4ng/ml) haben etwa 330 Männer tatsächlich Prostatakrebs und etwa 670 Männer haben keinen Prostatakrebs.
- Aussagekraft des negativen Tests: Von 1.000 beschwerdefreien Männer, deren PSA-Test negativ ist (PSA-Wert < 4ng/ml) haben ungefähr 250 Männer trotzdem Prostatakrebs und etwa 750 Männer haben keinen Prostatakrebs.
Quellen: Schutz vor Über- und Unterversorgung – gemeinsam entscheiden S2e-Leitlinie
AWMF-Register-Nr. 053-045 DEGAM-Leitlinie Nr. 21
Hausärztliche Beratung zu PSA-Screening, DEGAM-Praxisempfehlung