Eine Blutvergiftung (medizinisch: Sepsis) ist keine Vergiftung im herkömmlichen Sinn. Sie entsteht, wenn der Körper sich gegen eine Entzündung wehrt und dabei den eigenen Organen schadet. Unbehandelt kann die Blutvergiftung zum Schock und Organversagen führen. In vielen Fällen versterben die Betroffenen, vor allem wenn die Sepsis-Symptome nicht früh genug erkannt und behandelt werden.
Wie entsteht eine Sepsis
Bakterien im Blut sind nicht ungewöhnlich. Sie dringen schnell z.B. durch winzige Verletzungen auf der Haut in den Blutstrom ein, ohne eine Entzündung auszulösen. Ein gesundes Immunsystem kommt mühelos mit einer geringen Erregerzahl klar.
Trotzdem kann jede Infektion im Körper eine Sepsis auslösen. Ursachen sind nicht nur äußere Verletzungen auf der Haut, sondern viel häufiger Infektionen im Körper wie z.B. eine Lungenentzündung, Harnwegsinfekte, Entzündungen im Bauchraum oder der Hirnhaut. Ein hohes Risiko haben Kinder, ältere und immungeschwächte Menschen. Menschen ohne Milz müssen im Fall einer Infektion besonders vorsichtig sein. Da dieses Organ eine wichtige Abwehrfunktion im Körper übernimmt, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Sepsis.
Im Fall einer Infektion verursachen Krankheitserreger wie Bakterien eine Infektion wie z.B. eine Lungenentzündung (Stadium 1). Eigentlich sollte es unserem Immunsystem gelingen eine derartige Infektion direkt am Entzündungsherd einzudämmen. Das Immunsystem startet Abwehrreaktionen gegen die Eindringlinge: Die Durchblutung im Entzündungsbereich wird erhöht, so können große Mengen an weißen Blutkörperchen (Leukozyten) an den Infektionsort gelangen und die Krankheitserreger beseitigen.
Manchmal reicht die Abwehrkraft des Immunsystems nicht aus und die Krankheitserreger gewinnen die Oberhand. Dann durchbrechen sie den lokalen Entzündungsherd und breiten sich über Lymph- und Blutgefäße auf andere Organe aus. Entsteht eine körperweite Entzündungsreaktion, spricht man vom typischen Sepsis-Verlauf (Stadium 2). Das Immunsystem überschwemmt den Körper mit Botenstoffen zur Immunantwort – es wird überaktiviert. Dabei werden nicht nur die Erreger, sondern auch körpereigene Zellen angegriffen. Es kommt zum septischen Schock, bei dem die Blutversorgung lebenswichtiger Organe ausfällt (Stadium 3).
Zeichen einer Sepsis
Eine Sepsis beginnt wie eine Grippe: Betroffene fühlen sich sehr krank. Oft wissen sie gar nicht, dass eine schwere Infektion den eigenen Körper so stark herausfordert, dass die eigenen Organe zu versagen drohen. Diese Beschwerden deuten auf eine Sepsis:
- Fieber oder Unterkühlung, Schüttelfrost
- plötzliche Schläfrigkeit, Verwirrtheit, Unruhe
- schneller Herzschlag, erhöhter Puls
- niedriger Blutdruck
- schnelle, schwere Atmung, Luftnot
- (Muskel-)Schmerzen
- verfärbte oder fleckige Haut
- Austrocknen, kein Wasserlassen
- Durchfall, Übelkeit, Erbrechen
Schnell und richtig behandeln
Ohne eine schnelle und richtige Behandlung verläuft eine Sepsis tödlich. Daher muss vor allem die Ursache der Sepsis gefunden und behandelt werden. Häufig entsteht die Entzündung in der Lunge, im Bauchraum, den Harnwegen, in der Haut, an Knochen und Gelenken, den Zähnen oder im Gehirn. Auch Fremdmaterial im Körper wie eine Gelenksprothese oder die “Spirale” können eine Sepsis verursachen. Der Ausgangspunkt der Blutvergiftung muss so schnell wie möglich beseitigt werden. Bei etwa 20 Prozent der Betroffenen lässt sich die Ursache der Infektion jedoch nicht ausfindig machen.
Bei einem leichten Krankheitsverlauf wird der Patient in der Regel nicht auf der Intensivstation betreut. Es reicht aus, die Infektionsquelle zu beseitigen und eine Therapie mit Antibiotika zu beginnen, da meistens Bakterien für eine Blutvergiftung verantwortlich sind. Handelt es sich um eine Pilz-, Virus-, oder Parasiteninfektion, wird diese mit entsprechenden Medikamenten behandelt. Manchmal ist auch ein operativer Eingriff nötig, um die Infektionsursache zu entfernen.
Bei einer schweren Blutvergiftung werden außerdem die lebensbedrohlichen Folgen, wie das Versagen der Organe behandelt. Bei diesem gefährlicheren Sepsis-Verlauf ist eigentlich immer die Überwachung auf der Intensivstation notwendig.
Je früher die Behandlung beginnt, desto besser stehen die Heilungschancen. Durch das Versagen von Organfunktionen bleiben oft lebenslange Schäden zurück. Bei einem schweren Septischen Schock verstirbt jeder zweite Patient.
Schutz vor einer Sepsis
Eine Sepsis kann theoretisch aus jeder Infektion entstehen, die der Körper durchmacht. Einen direkten Schutz gibt es also nicht. Dennoch können Sie die eigene Gefahr senken. Kindern, ältere Menschen (ab 60 Jahre) und immungeschwächten Personen wird eine Impfung gegen Pneumokokken – die wichtigsten Erreger der bakteriellen Lungenentzündung – empfohlen.
Außerdem helfen einfache Regeln der Hygiene das Risiko zu senken wie z.B. regelmäßiges Händewaschen. Achten Sie darauf, Wunden und Hautrisse sauber zu halten. Verletzungen und tiefe Wunden sollten sie von einem Arzt reinigen und versorgen lassen.
Eine schwere Blutvergiftung kann verhindert werden, wenn Betroffene sich im Krankheitsfall frühzeitig an ihren Arzt wenden. Besonders gilt dies für Menschen, die im Krankenhaus, oder Pflegeeinrichtungen untergebracht sind und für immungeschwächte sowie frischoperierte Patienten. Informieren Sie bei Fieber, Schüttelfrost, Atemnot und/oder Schwindel sofort ihren Arzt.
Quellen:
AWMF: Sepsis – Prävention, Diagnose, Therapie und Nachsorge. Download unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/079-001.html
Robert Koch-Institut (RKI): Epidemiologisches Bulletin 37/2017. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2017/Ausgaben/37_17.pdf?__blob=publicationFile
Weltgesundheitsorganisation WHO: Improving the prevention, diagnosis and clinical management of sepsis. http://www.who.int/servicedeliverysafety/areas/sepsis/en/