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Hausarzt MedizinAnämie: Denken Sie an Eisenmangel!

Bevor Sie unspezifische Beschwerden wie Schlappheit, Müdigkeit und Lustlosigkeit als harmlose Befindlichkeitsstörung bagatellisieren, sollte ein Eisenmangel ausgeschlossen sein. Ein solcher kann, muss aber nicht sofort zu einer Anämie führen.

Die differenzialdiagnostische Abklärung einer Anämie ist eine alltägliche Herausforderung für den Hausarzt. In über 40 Prozent der Fälle handelt es sich um eine Eisenmangelanämie. Andere Ursachen wie ein Vitamin B12-oder Folsäuremangel, eine Niereninsuffizienz bzw. eine Knochenmarkerkrankung sind sehr viel seltener.

Ferritin und CRP bestimmen

Typisch für den Eisenmangel ist eine hypochrome mikrozytäre Anämie. Um die Verdachtsdiagnose „Eisenmangelanämie“ zu bestätigen, muss immer das Ferritin bestimmt werden und zwar zusammen mit dem CRP. Bei einem normalen CRP spricht ein Ferritin-Wert von < 30 ng/ml eindeutig für die Eisenmangelanämie. Ist das CRP bei Entzündungsprozessen erhöht, so steigt auch das Ferritin als Entzündungsparameter an, so dass ein Ferritin-Wert bis 100 ng/ml als Ausdruck eines Eisenmangels angesehen werden muss. Bei einem absoluten Eisenmangel sollte immer eine ursächliche Abklärung erfolgen, wobei die Suche nach einer Blutungsquelle im Vordergrund steht. Ist eine gynäkologische Ursache ausgeschlossen, so empfiehlt sich immer eine Endoskopie zunächst des oberen Magen-Darm-Traktes und des Dickdarms.

Eisen nicht nur für die Blutbildung

Der Körper enthält insgesamt 5g Eisen. Davon sind 1,7g als Speichereisen im retikulo-endothelialen System und in der Leber deponiert. Die tägliche Ausscheidung, die normalerweise über die Nahrungsaufnahme kompensiert wird, beträgt 0,0015g täglich. Mit Hilfe des Proteins Tansferrin wird das Eisen aus den Speichern an die Zielorgane wie das Knochenmark gebracht und hier über die Transferrin-Rezeptoren von den Erythroblasten aufgenommen. Eisen wird aber nicht nur für die Blutbildung benötigt, sondern ist auch für die Funktionstüchtigkeit anderer Organe wie Muskulatur und Bindegewebe unverzichtbar. Die Anämie ist der letzte Akt in der Pathogenese des Eisenmangels. Zunächst werden die Eisenspeicher entleert und eine eisendefizitäre Erythropoese in Gang gesetzt, was zum Abfall des Ferritins führt. Der Eisenmangel geht auch bereits vor der Manifestation der Anämie mit einer Reihe unspezifischer Symptome einher. Dazu gehören allgemeine Schwäche, Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, Muskelschwäche, Schwindel, Haarausfall und brüchige Nägel. Bevor solche Symptome als harmlose Befindlichkeitsstörung bagatellisiert werden, sollte immer ein Eisenmangel ausgeschlossen sein.

Funktioneller Eisenmangel bei chronischer Entzündung

Aber nicht nur ein absoluter, sondern auch ein funktioneller Eisenmangel macht Symptome. Ein solcher entsteht durch chronische Entzündungsreize bei Infekten, Malignomen, rheumatischen Erkrankungen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Die dadurch ausgelöste Immunreaktion führt über Zytokine und T-Zellen zu einer verminderten Erythropoetinbildung und zu einer direkten Schädigung des Knochenmarks mit reduzierter Erythropoese. Außerdem wird in der Leber vermehrt ein Entzündungsprotein gebildet, nämlich das Hepcidin. Dieses schließt in den Zellen des retikulo-endothelialen Systems und des Jejunums die Pforten an der Zelloberfläche, so dass das Eisen aus diesen Zellen nicht mehr in den Organismus freigesetzt werden kann. Somit kommt es zu einer Eisenverwertungsstörung. Laborchemisch ist das Ferritin nicht erniedrigt, sondern evtl. sogar leicht erhöht, aber die Transferrin-Sättigung ist auf < 20 Prozent gesunken.

Jeden Eisenmangel ausgleichen!

Jeder Eisenmangel, egal ob absolut oder funktionell, muss ausgeglichen werden. Die Eisensubstitution bei einem funktionellen Eisenmangel ist keine Laborkosmetik. Solange keine Entzündung vorliegt, also der CRP-Wert im Normbereich liegt, kann orales Eisen verordnet werden. Doch bei Entzündungsreaktionen oder Unverträglichkeit von oralen Präparaten muss das Eisen i. v. appliziert werden. Moderne Eisenpräparate wie Fe-Saccharat oder Fe-Carboxymaltose zeichnen sich durch eine gute Verträglichkeit aus, d. h. anaphylaktoide Reaktionen sind äußerst selten. Sie garantieren eine hohe Eisenmenge bei kurzer Infusionszeit. Sicherheitshalber sollte der Patient nach Beendigung der Infusion noch eine halbe Stunde in der Praxis überwacht werden.

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