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Serie Kollegentipps“Oft ist es eine Gratwanderung”

In ihrer Praxis kümmert sich Dr. Daniela Walenzyk aus Bad Homburg vor allem um geriatrische Patientinnen und Patienten. Sie plädiert dafür, ältere Menschen (öfter) ernst zu nehmen.

Geriatrische Patientinnen und Patienten haben speziellen Bedürfnisse, die es zu berücksichtigen gilt.

Dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, ist mittlerweile wohlbekannt. Ähnliches gelte im Prinzip aber auch für geriatrische Patienten, sagt Dr. Daniela Walenzyk: “Auch sie haben ihre speziellen Bedürfnisse, die es zu berücksichtigen gilt.”

Walenzyk beschäftigt sich schon lange mit den Herausforderungen, die das höhere Lebensalter mit sich bringt. Während ihrer Facharztausbildung engagierte sie sich zunächst im Bereich der Palliativmedizin und entschied sich schließlich für die Zusatzausbildung zur Geriaterin.

Nach der Geburt ihrer Tochter arbeitete sie zunächst angestellt in einer Praxis in Frankfurt. “Nach vier Jahren als angestellte Ärztin habe ich mir gedacht: Das kann ich auch selbst”, erzählt Walenzyk.

Seit Anfang 2016 ist sie nun in ihrer eigenen Praxis in Bad Homburg niedergelassen – einer Hausarztpraxis mit geriatrischem Schwerpunkt.

Erweiterte Diagnostik

Ein geriatrisches Basisassessment (siehe Tabelle 1 unten) kann jeder Hausarzt durchführen. Walenzyk empfiehlt, dies bei Menschen ab 70 ein- bis zweimal im Jahr zu tun – bzw. immer dann, wenn ein geriatrisches Symptom vorliegt, etwa Schwindel oder Inkontinenz. Was bietet eine geriatrische Schwerpunktpraxis darüber hinaus an?

“Wir erfassen neben der geriatrischen Basisdiagnostik noch zwei weitere Ebenen”, erläutert Walenzyk.

“Zum einen die emotionale Komponente mithilfe der Geriatrischen Depressionsskala: Wie schlecht ist die Stimmung, hat sie vielleicht sogar Auswirkungen auf die Hirnleistung (“Pseudodemenz”)? Zum anderen die soziale Komponente: Wie wohnt der Patient, leben Angehörige in der Nähe, nutzt er Hilfsmittel, gibt es eine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht? Außerdem führen wir zur Prüfung der Kognition noch einen zusätzlichen Test durch.”

Für die Prüfung der Gehfähigkeit arbeitet Walenzyk zudem mit einer Physiotherapeutin zusammen, die spezielle Tests durchführt und auch Empfehlungen zu geeigneten Hilfsmitteln gibt. “Seit 2017 bieten wir diese spezielle geriatrische Diagnostik auch für praxisexterne Patienten an, die von ihrem Haus- oder einem Facharzt zu uns überwiesen werden. Ich gebe den Kollegen dann Rückmeldung, was aus meiner Sicht weiter zu tun ist.”

Abrechnungstipps für geriatrische Leistungen

Seit dem 1.10.2013 gibt es im EBM abrechenbare geriatrische Leistungen für Hausärzte. In der GOÄ muss man dagegen auf allgemeine Grundleistungen zurückgreifen, um ein ähnliches Spektrum abrechnen zu können.

Außerdem sind im EBM die Chronikerpauschalen (03220, 03221) und die Gesprächsleistung (03230) abrechenbar. Im EBM und in der GOÄ alle anfallenden Routine- und Notfallbesuche (01410 ff; Nr. 50 + Zuschläge); zudem alle in der hausärztlichen Versorgung anfallenden ärztlichen und technischen Leistungen.

Angehörige einbremsen?

Häufig sind bei den Untersuchungsterminen auch die Angehörigen dabei. Hier beobachtet Walenzyk oft, dass ältere Menschen nicht mehr ernst genommen werden. “Kinder machen sich oft sehr große Sorgen um ihre Eltern, vergessen dabei aber, dass diese ihren eigenen Willen haben. Eventuell gilt es dann auch einzugreifen, wenn die Angehörigen denken, sie wissen alles besser.”

Bei einer Demenzerkrankung sei das natürlich etwas anderes. “Oft ist es auch eine Gratwanderung, zum Beispiel wenn der Patient zwar noch kognitiv fit ist, aber Schwierigkeiten hat, sich selbst zu versorgen. Da muss man dann einfach alle Seiten hören – auch die Angehörigen – und dann entscheiden, was das Beste für den Patienten ist.”

Hilfe bei sozialer Isolation

Soziale Isolation im Alter ist ein großes Problem. Hier gilt es bei Verdacht nachzufragen und gegebenenfalls einen einfachen Depressionstest durchzuführen, so Walenzyk. Geeignet sei zum Beispiel die Geriatrische Depressionsskala (erhältlich zum Beispiel hier: www.hausarzt.link/dQZLT).

Zudem gibt sie betroffenen Patienten Listen mit nützlichen Angeboten in der Umgebung mit. “Hilfreich für viele Betroffene sind zum Beispiel Bewegungsgruppen wie Balance-Gruppen und Sturzprophylaxe-Trainings. Schließlich sind diese Patienten häufig auch in ihrer Mobilität eingeschränkt. Sie profitieren dann oft sehr davon, in den Gruppen Gleichgesinnte zu treffen und Kontakte zu knüpfen.”

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