practica 2023Es dreht sich nicht nur um Geld: Das motiviert MFA am meisten

Fordernde und nölende Menschen sind auch für die Medizinischen Fachangestellten (MFA) eine Herausforderung, die auf die Gemüter schlagen. Was können Chefinnen und Chefs tun, damit die Motivation im Team erhalten bleibt? MFA gaben bei der practica preis, was sie täglich antreibt.

Es ist gut von sich selbst zu wissen, was einen persönlich anspornt.

“Der Chef lässt uns relativ viel Freiraum. Man kann Vorschläge machen, vieles kann umgesetzt werden”, erklärt eine MFA auf die Frage nach ihrer Motivation bei dem practica-Workshop: “Wie erhalte ich mir als MFA die Freude an der Arbeit?” Eine andere findet, dass Ausflüge im Team oder auch der Besuch von Fortbildungen eine gute Sache sind. Ebenso kann die Zahlung eines Bonus die Motivation anschubsen.

“Mir ist wichtig, dass das, was ich tue, Sinn macht.” oder “Ich möchte gerne an etwas mitwirken, das in Zukunft Bedeutung hat”, sind weitere Dinge, die MFA bei der Frage nach Motivatoren nennen. Dazu gehören auch kleine Dinge, wie: “Mir gibt es zum Beispiel ein gutes Gefühl, wenn die Leute dankend die Praxis verlassen, weil ich für sie einen Termin mit dem Pflegedienst vereinbart habe.”

14 Motivatoren

Bei einem Modell aus den 70er Jahren aus der Welt des Sports wurden 14 Motivatoren herausgefiltert, die Menschen antreibt, erklärt Workshop-Leiterin Dr. phil. Ulrike Sonntag, Leiterin des Kompetenzzentrums Weiterbildung in Berlin. Nicht jeder Motivator wirkt dabei bei jedem, vier von den vierzehn sprechen die MFA, die am Workshop teilnehmen, dabei überhaupt nicht an.

Die 14 Motivatoren des Modells sind

  1. Aktiv und beschäftigt sein,
  2. Alleine Verantwortung übernehmen,
  3. auf Erfolge zurückblicken,
  4. ein angenehmes Umfeld haben,
  5. Fortschritte sehen,
  6. Gemeinsam arbeiten,
  7. Herausforderung suchen,
  8. in Wettbewerb treten,
  9. Lob und Anerkennung bekommen,
  10. Sich vorbereiten,
  11. Überzeugung leben,
  12. Visionen und Träume haben,
  13. Vorbilder haben,
  14. Zuschauer haben.

Bei der Vorstellung des Modells fügt Sonntag hinzu: Es ist gut von sich selbst zu wissen, was einen persönlich anspornt. Bei den genannten gibt es auch welche, die einen überhaupt nicht ansprechen.

In angenehmem Umfeld arbeiten

Von dem Punkt “ein angenehmes Umfeld haben” fühlt sich eine Workshopteilnehmerin gleich besonders angesprochen. “Mir sind schöne Dinge um mich herum wichtig”, sagt sie. “Ja”, wissen die mitangereisten Praxiskolleginnen, “sie sammelt zum Beispiel gerne außergewöhnliche Büroklammern.” Mittlerweile gibt es schon eine ganze Sammlung von Schmetterlingen, kleinen Füßen oder sonstigen Figuren.

Eine andere Teilnehmerin meint zu diesem Punkt 4, ihr sei “extreme Sauberkeit” sehr wichtig. Wenn man das von seinen Kolleginnen und Kollegen weiß, ist es förderlich für das Team auf solche Vorlieben Rücksicht zu nehmen, erklärt Sonntag. Gerade wenn es um ein angenehmes Umfeld geht, können Praxishospitationen für Anregungen sorgen, rät die Referentin.

Bei “Alleine Verantwortung übernehmen” fühlen sich zwei Workshopteilnehmerinnen besonders angesprochen. Die eine erzählt, dass sie sich besonders dafür interessiert, für Notfälle in der Praxis gerüstet zu sein. Hierzu möchte sie noch eine besondere Ausbildung absolvieren.

Ihr Chef, erzählt sie, möchte sein Team dazu erziehen, in den nächsten fünf Jahren viel zu lernen, um dann mehr selbst machen zu können. Dies habe er sich in der Schweiz abgeschaut und glaubt, dass es ohne solche Delegationsmodelle in deutschen Praxen nicht mehr gehen wird. Seine MFA sollen deshalb im Jahr mindestens zwei Schulungen absolvieren und das Gelernte auch im Team vorstellen.

Eine andere MFA erzählt, sie habe bereits die Ausbildung zur Vera absolviert. Anfangs sei sie etwas verunsichert gewesen, Hausbesuche zu machen. Dies sei mittlerweile gar nicht mehr so – die Besuche in fremden Wohnungen gehören zur Routine. Das habe sie auch selbstsicherer gemacht. Auf jeden Fall möchte sie mehr lernen, mehr Verantwortung übernehmen und weiterkommen.

Ein Lob kann viel bewirken

Lob und Anerkennung zu erhalten, das motiviert die Mehrheit der MFA. Ein Praxisteam erzählt, sie hätten zeitweise eine “Lobmurmel” im Einsatz gehabt. Diese Murmel hätte eine Mitarbeiterin mit freundlichen Lobesworten (z.B. Ich finde gut, dass Du heute xy getan hast) an eine Teamkollegin weiterreichen sollen.

“Eine gute Idee, weil so geschult wird, auf positives zu achten”, meint Sonntag. Allerdings, räumt das Praxisteam ein, sei die Murmel mittlerweile in der Schublade verschwunden. Der Druck sei groß gewesen, die Kugel schnell weiterzugeben.

Eine andere MFA erzählt von einem ähnlichen Instrument. Hier habe ein Armband kursiert, dass die “Mitarbeiterin der Woche” erhalten habe. Dies habe aber eher Neid erzeugt: “Wieso hat die schon wieder das Armband?”. Mit dem Armband sei ein negativer Druck im Team entstanden – mittlerweile liege es irgendwo in der Schublade.

Nach Besprechung aller 14 Motivatoren sollen die MFA drei Schokoladenriegel nehmen und sie auf die Motivationskarten legen, die ihre Motivation am besten ankurbeln würde.

Die Karten : In Wettbewerb treten, Vorbilder haben, Überzeugungen leben und Zuschauer haben bleiben ohne Riegel. MFA lieben es offenbar gut im Team zu arbeiten – die meisten roten Riegel liegen nämlich auf “Gemeinsam arbeiten”; genauso viele Riegel liegen auf dem Lob und Anerkennung-Kärtchen.

Vergleichsweise viele finden auch “aktiv und beschäftigt sein” (7 Riegel), “ein angenehmes Umfeld haben” (5 Riegel) und “alleine Verantwortung übernehmen (5 Riegel) wichtig für ihre Motivation.

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