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Hausarzt MedizinAnämie: Risiken für Mutter und Kind

Von einer Anämie in der Schwangerschaft spricht man, wenn der Hb-Wert im 1. Trimenon < 11,0 g/dl, im 2. und 3. Trimenon <10,5 g/dl und im Wochenbett < 10,0 g/dl liegt. Eine solche Eisenmangelanämie erhöht die mütterliche und fetale Morbidität. Bei der Mutter entsteht eine Immundepression mit erhöhter Infektneigung. Neben der körperlichen Schwäche kann sich sogar eine kardiale Dekompensation entwickeln und auch die Entstehung einer Wochenbettdepression wird begünstigt. Beim Kind kann eine Störung der psychomotorischen und mentalen Entwicklung auftreten.

Ein häufiges Krankheitsbild

Sowohl der Eisenbedarf als auch die Eisenabsorption sind in der Schwangerschaft dreimal höher als bei Nicht-Schwangeren. Die Eisenbindungskapazität und auch die Eisenfreisetzung aus den Speichern sind ebenfalls gesteigert. Dies führt zu einer Abnahme des Ferritins. Ein Ferritin-Wert von >50 µg/l spricht für eine ausreichende Eisenreserve, alle Werte darunter sind pathologisch.

Insgesamt haben 30-40 Prozent aller Schwangeren einen Eisenmangel. Bei einem Eisenmangel ohne Anämie und einem Ferritin-Wert < 30 µg/l sollte Eisen peroral in einer Dosierung von 65 mg pro Tag, bei einer leichten Anämie mit einem Hb-Wert bis 9,0 g/dl 100 – 200 mg Eisen täglich verabreicht werden. Bei einer schweren Anämie mit einem Hb-Wert < 9,0 g/dl empfiehlt sich eine i.v.-Eisengabe.

Eine i.v.-Gabe ist immer notwendig, wenn es unter der oralen Therapie nach 2 Wochen nicht zu einem Hb-Anstieg über 10,0 g/dl kommt, keine ausreichende Compliance besteht, das orale Eisen nicht vertragen wird oder ein rascher Hb-Anstieg gewünscht ist. Die Eisentherapie sollte grundsätzlich immer bis mindestens sechs Wochen nach der Geburt fortgesetzt werden.

In einem „Rote Hand Brief“ aus dem Jahr 2014 sind die Empfehlungen für die i.v. Gabe von Eisen allerdings verschärft worden. Danach sollte sie nur dann im 2.und 3. Trimenon durchgeführt werden, wenn der Nutzen einer solchen Therapie eindeutig die potenziellen Risiken für Mutter und Fötus überwiegt. Doch der klinische Alltag hat gezeigt, dass die gefürchteten anaphylaktoiden Reaktionen äußerst selten sind.

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