European Drug Report 2024Immer mehr Drogentote in Europa – die meisten in Deutschland

2022 sind in der EU mindestens 6.392 Menschen am Konsum illegaler Drogen gestorben, davon 1.631 allein in Deutschland. Große Sorgen bereitet der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht das wachsende Opioidproblem: Auf dem europäischen Drogenmarkt tauchen immer neue synthetische Opioide auf.

Der Mischkonsum mehrerer Drogen erschwert die Durchführung von Maßnahmen, besonders bei Überdosierungen.

Lissabon/Brüssel. Europa bekommt das Problem mit illegalen Drogen trotz aller Bemühungen nicht in den Griff: Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction, EMCDDA) spricht in ihrem Jahresbericht 2024 von einer “wachsenden Bedrohung” und meldet einen neuen Anstieg der drogenbedingten Todesfälle. Auf Platz eins steht erneut Deutschland.

Besonders gefährlich seien aktuell hochwirksame synthetische Substanzen, neue Drogenmischungen und sich verändernde Konsummuster, warnt die EMCDDA in dem Bericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde. “Der Drogenkonsum wird in Europa schlimmer”, stellte EU-Innenkommissarin Ylva Johansson bei der Präsentation klar.

Wachsendes Opioidproblem

Große Sorgen bereitet, neben anderen Bedrohungen, insbesondere das laut EMCDDA wachsende Opioidproblem. Seit 2009 seien insgesamt 81 neue synthetische Opioide auf dem europäischen Drogenmarkt aufgetaucht, betonte Johansson.

Es wird geschätzt, dass es 2022 mindestens 6.392 Überdosis-Todesfälle im Zusammenhang mit Drogen in der Europäischen Union gab, davon 1.631 allein in Deutschland. Das ist EU-weit zwar nur ein geringer Anstieg im Vergleich zu 2021 (6.166), aber neben der seit Jahren steigenden Tendenz – 2020 waren 5.796, ein Jahr davor 5.141 Todesfälle gemeldet worden – ist zu berücksichtigen, dass es sich hier lediglich um eine Mindestschätzung handelt. Unter anderem auch, weil nicht alle Länder alle Todesfälle erfassen.

Heroin und vor allem synthetische Opioide wie Fentanyl, die in den USA für eine verheerende Gesundheitskrise sorgt, und das “synthetische Heroin” Nitazen, das als noch gefährlicher als Fentanyl gilt und in Europa seit Kurzem auf dem Vormarsch ist, spielen auf dem europäischen Markt im Vergleich zu Nordamerika zwar noch eine relativ kleine Rolle. Aber sie waren – bisweilen in Kombination mit anderen Substanzen -, schätzungsweise bei knapp drei Vierteln aller 2022 in der EU gemeldeten tödlichen Überdosierungen im Spiel.

Kokain spielt bei 20 Prozent aller Todesfälle eine Rolle

Andere Substanzen sind allerdings nicht minder gefährlich, darunter Kokain. Das Alkaloid der Coca-Blätter stehe inzwischen bereits in riesigen Mengen zur Verfügung und spiele bei 20 Prozent aller Todesfälle eine Rolle, wie Johansson betonte. Zum sechsten Mal in Folge wurden in der EU Rekordmengen an Kokain beschlagnahmt, 2022 waren es 323 Tonnen. Nach Cannabis ist Kokain laut EMCDDA die in Europa am meisten illegal konsumierte Droge.

Ein zentrales Thema des diesjährigen Berichts ist der gleichzeitige oder aufeinanderfolgende Konsum mehrerer Drogen, der in Europa weit verbreitet sei. Oft werden – wissentlich oder unwissentlich – auch hochwirksame synthetische Opioide konsumiert, die gelegentlich falsch deklariert oder mit Arzneimitteln und anderen Drogen versetzt sind. Dies erhöhe die Gesundheitsrisiken und erschwere die Durchführung von Maßnahmen, insbesondere bei Überdosierungen, heißt es.

Mehr Befugnisse für neue EU-Drogenagentur

Der Drogenmarkt “schürt Gewalt und Korruption”, betonte Johansson. Die EU will den Kampf gegen die Drogenmafia, deren Jahresumsatz nach einem jüngsten Bericht von Europol und EMCDDA 31 Milliarden Euro beträgt, mit einem bedeutenden Schritt verstärken: Aus der Beobachtungsstelle wird gut 30 Jahre nach der Gründung schon Anfang Juli die EU-Drogenagentur mit mehr Befugnissen und mehr Handlungsspielraum.

Die neue Behörde werde unter anderem über eine bessere Analysekapazität verfügen, stärker international mit wichtigen Partnern wie Kolumbien und Ecuador zusammenarbeiten können und in der Lage sein, mit dem neuen Europäischen Drogenwarnsystem Frühwarnungen auszusprechen und Bewertungen von Gesundheits- und Sicherheitsbedrohungen vorzunehmen, erklärte Johansson.

dpa

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