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"Jeder Fehler zählt"Selbstschutz ist Patientenschutz

Eine zu hohe Arbeitsbelastung kann zu Fehlentscheidungen führen. Grundvoraussetzung, um die bestmögliche Versorgung der Patientinnen und Patienten sicher zu stellen, ist auf die eigene Gesundheit und Ausgeglichenheit zu achten.

Für Ärztinnen und Ärzte ist es wichtig, auf die eigene Gesundheit zu achten, um Patienten bestmöglich versorgen zu können.

Im aktuellen Fehlerbericht zeigt sich ein Szenario, wie viele es aus den eigenen Praxen kennen: “Montagvormittag, randvolle Hausarztpraxis”. Es ist anzunehmen, dass nicht nur die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch der Arzt oder die Ärztin an so einem Tag einer extremen Arbeitsbelastung ausgesetzt waren.

Eine zu hohe Arbeitsbelastung und letztlich Überlastung, wie in diesem Fall, kann zu Fehlentscheidungen führen und letztlich Patientinnen und Patienten gefährden. Selbst im Genfer Gelöbnis ist daher ein Paragraph zum Selbstschutz verankert. Es heißt wörtlich: “Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können.”

Konkret bedeutet das, dass es für Ärztinnen und Ärzte mindestens genauso wichtig ist, auf die eigene Gesundheit und damit auch Arbeitsbelastung zu achten um Patientinnen und Patienten bestmöglich versorgen zu können.

Selbstschutz und den Schutz des Teams in Einklang zu bringen mit Wirtschaftlichkeit und einer gewährleisteten Versorgung (insbesondere auf dem Land) stellt jedoch in vieler Hinsicht einen Balanceakt dar.

Ein wichtiger erster Schritt im Umgang mit dem im Fall beschriebenen diagnostischen Fehler aufgrund des Zeitdrucks wäre es, diesen offen im Team zu besprechen und Strategien zu sammeln, um ein solches Ereignis in Zukunft zu vermeiden.

Die Verfasser des Fehlerberichtes schlagen vor, daran zu erinnern, dass trotz subjektivem Zeitdruck und hoher Arbeitsbelastung, jede Patientin und jeder Patient gleich ausführlich behandelt werden sollte. Das ist sicherlich sinnvoll und richtig.

Da es jedoch menschlich ist, diesem Vorsatz nicht immer gerecht werden zu können, wäre es im nächsten Schritt wichtig, strukturell Arbeitsüberlastung anzugehen und damit nicht nur die eigene Gesundheit, sondern auch die der Patientinnen und Patienten zu schützen.

Mögliche Ansätze könnten sein, besonders an Montagvormittagen Pausen im Kalender einzuplanen, für einen zeitlichen Puffer Termine für 15 Minuten, statt jede 10 Minuten zu vergeben oder die Terminsprechstunde beispielsweise um 10 Uhr enden zu lassen. Dabei ist es wichtig, diese Änderungen möglichst konkret zu machen und den “Erfolg” der Maßnahme in zeitlichen Abständen zu evaluieren.

Fünf konkrete Tipps für den Umgang mit Fehlern in der ambulanten Praxis:

Einen festen Turnus festlegen

Sorgen Sie für einen regelmäßigen und zeitnahen Austausch im Team. Damit Teamsitzungen für alle selbstverständlich und verbindlich werden, ist ein Abstand von höchstens 14 Tagen zwischen den Sitzungen empfehlenswert.

Teammitglieder rechtzeitig ins Boot holen

Beteiligen Sie alle Teammitglieder aktiv an der Auseinandersetzung mit Fehlern in der Praxis. Im Turnus kann jeweils ein anderes Teammitglied einen Ereignisbericht auswählen und für die Teamsitzung vorbereiten.

Veröffentlichte Fallbeispiele nutzen

Sollten keine eigenen Fehler oder unerwün- schten Ereignisse zu berichten sein, diskutieren Sie ein veröffentlichtes Fallbeispiel und die Verbesserungsvorschläge. Prüfen Sie gemeinsam, ob ein solches Ereignis auch bei Ihnen vorkommen könnte und welche vorbeugenden Maßnahmen Sie treffen würden. Sind die angegebenen Verbesserungsvorschläge auch in Ihrer eigenen Einrichtung umsetzbar oder würden sie andere Maßnahmen ergreifen?

Mit gutem Beispiel vorangehen

Praxisinhaberinnen und -inhaber können die Chance der Teamsitzung nutzen, um ihrem Team die Angst von Fehlern zu berichten, zu nehmen. Wenn die Chefin oder der Chef von einem Ereignis berichtet, an dem sie oder er selbst beteiligt war, baut das Barrieren ab und ermutigt auch andere Teammitglieder, Fehler zu berichten.

Bei Maßnahmen konkret werden

Die Maßnahmen, die nach einem Ereignisbericht getroffen werden, um die Wiederholung des Fehlers zu vermeiden, sollten konkret sein und nachgehalten werden: Statt des Appells, “beim nächsten Mal besser aufzupassen” eher eine konkrete Beschreibung wie z. B. der Einsatz nur examinierter Fachkräfte im Risiko-bereich. Notieren Sie im Praxiskalender, bis wann die Maßnahme umgesetzt und die Umsetzung geprüft sein sollte.•

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