Es war eine Notfallsituation, in der Verena Heimpel spürte: Das Studium bringt sie wirklich weiter – bereits vor dem offiziellen Abschluss.
Die Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH®) war in der Nähe, als ein älterer Herr nach einem Sturz gefunden wurde. „Ich habe ihn daraufhin untersucht und den Rettungsdienst über die Lage informiert“, erzählt sie. Der Patient hatte eine starke Hüftprellung und eine Covid-19-Infektion mit hohem Fieber – und Verena Heimpel neues Selbstbewusstsein.
„Ich habe gespürt, dass ich in der Präsenzwoche an der Hochschule viel zu Untersuchungstechniken gelernt habe und mir das im Umgang mit dem Patienten Sicherheit gegeben hat.“
Praxisnutzen ab Tag eins
Damit hat sich das Studium für sie schon vor dem Abschluss „gelohnt“. Denn Verena Heimpel aus Weitnau im Allgäu gehört zum ersten Jahrgang des neuen Bachelor-Studiengangs „Primärmedizinisches Versorgungs- und Praxismanagement“. Aufgrund ihrer Berufserfahrung, die mit zwei Semestern angerechnet wird (s. Kasten unten), ist sie heute bereits im vierten Fachsemester.
Für die 44-Jährige ist das eine völlig neue Erfahrung: Sie ist Mutter von zwei Grundschulkindern, Teilzeit-MFA (20 Stunden) in einer Landarztpraxis, seit 2011 Berufsschullehrerin für die Fächer Laborkunde und Abrechnung für MFA – und seit September 2022 eben auch Studentin an der FOM Hochschule in München.
„Ich hatte schon immer Hummeln im Hintern“, sagt sie und lacht. Doch: Nötig seien solche „Hummeln“ nicht, betont sie. Vielmehr sei das Studium so strukturiert, dass es – mit dem richtigen Maß an Organisation, Unterstützung durch Familie und Praxisteam sowie einer Prise Mut – jede Medizinische Fachangestellte (MFA) bewältigen könne. So finden die Vorlesungen digital und zu „praxisfreundlichen“ Zeiten statt.
Wie genau die Praxis ihre VERAH® unterstützen kann, ist sehr individuell: Während viele ihrer Kommilitoninnen mit ihren Arbeitgeben eine Unterstützung in Lernzeiten und Kostenübernahme vereinbart haben, war Verena Heimpel ihre – auch finanzielle – Selbstständigkeit wichtig. Sie meldete sich, nachdem sie in einem Newsletter vom Studiengang erfahren hatte, eigenmächtig an, zahlt das Studium komplett selbst. „Für mich ist das eine zusätzliche Motivation“, sagt sie achselzuckend.
Zusammenhalt unter Studierenden
Als große Hilfe empfindet Verena Heimpel nicht nur ihren Mann, der ihr den Rücken für die digitalen Vorlesungen freihält, sondern auch die Kommilitoninnen. Der Zusammenhalt sei enorm, was gerade bei Unsicherheiten helfe.
Die 34 Studentinnen am Standort München haben sich bereits zweimal getroffen; pro Semester ist eine Präsenzwoche angesetzt. Die Studierenden eint nicht nur die Erfahrung in der hausärztlichen Versorgung, sondern auch die Gewöhnungsphase ans Lernen. „Immerhin liegt die Schulbank bei vielen von uns einige Zeit zurück“, lacht Heimpel. „Wir haben aber auch tolle Dozenten, die uns unterstützen und die sogar Buchhaltung spannend vermitteln.“
Besondere Freude bereitet ihr aber das medizinische Wissen, das sie aus den Präsenzwochen mit in die Praxis bringt. Ihr Chef bemühe sich sehr, sie schon heute vermehrt in die Anamnese und Diagnostik einzubeziehen –auch wenn das in Hochinfektzeiten nicht immer einfach sei. Dieses neu gelernte medizinische Wissen, welches sie sofort in der Praxis anwenden kann, motiviere sie zum Weiterlernen.
„Mein Traum ist, möglichst viel in der Patientenbetreuung zu unterstützen – nicht nur im Notfall.“