Bei Qualitätsmanagement denken viele an lästigen Papierkram, was bedeutet es für Sie?
Fleischhauer: Es bringt mehr Sicherheit für Patienten und das Team selbst, ist aber auch ein Mittel, um die Praxis zu organisieren und die Mitarbeiter zu führen.
Inwiefern?
Im QM legt man Verantwortlichkeiten für Aufgaben fest, so delegiere ich Tätigkeiten wie die Organisation der DMP oder die Bestellung von Verbrauchsmaterial. Im Gegenzug kann ich mich aber darauf verlassen, dass die Aufgaben so erledigt werden, wie ich es mir vorstelle.
Wie motivieren Sie zum Mitmachen?
QM funktioniert nur, wenn das ganze Team mitmacht. Wenn man damit anfängt, sind Mitarbeiter natürlich erstmal skeptisch, weil es neu ist – und dann auch noch mit mehr Papierkram zu tun hat. Bei uns war Motivation bisher aber kein Problem, weil die Mitarbeiter schnell merken, dass es ihnen mehr Sicherheit gibt.
Bei uns war etwa der Strom ausgefallen. Dadurch dass im QM vorgeschrieben ist, wann und wie die Kühlung der Impfstoffe dokumentiert werden muss, wussten wir alle genau, die Impfstoffe können wir nicht mehr verwenden. Zweites Beispiel: Blutentnahme. Damit wir nichts vertauschen, bereiten wir pro Patient eine Schale mit Röhrchen und Labor-Barcodes vor. Nach der Blutabnahme kleben wir den Barcode direkt aufs Röhrchen.
Was ist für Sie der größte Nutzen eines QM-Systems?
Eine höhere Patientensicherheit, weil klare Abläufe und Zuständigkeiten die Fehleranfälligkeit reduzieren. Zweitens eindeutige Strukturen erhöhen nicht nur die Sicherheit für mein Team und mich, wir nutzen auch unsere Zeit effizienter, weil jeder weiß, was wie zu tun ist. Das hilft auch bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
Wichtig ist für mich, dass ein QM die Abläufe in der Praxis strukturiert. So ist zum Beispiel für jeden klar, wie man bei einer Nadelstichverletzung vorgehen muss. Alle Abläufe werden in unserem digitalen QM-Handbuch festgelegt, in dem jeder jederzeit nachschlagen kann. Daneben hilft QM Strukturen zu verbessern. Dafür gibt es monatliche Teambesprechungen, in denen wir Neuerungen diskutieren. So ist jeder auf dem gleichen Informationsstand, denn nichts ist schlimmer, als wenn Mitarbeiter unterschiedlich informiert sind.
Wie sind Sie beim Aufbau vorgegangen?
Eine externe QM-Beraterin hat uns geholfen. Daneben gibt es Vorgaben des Ein Qualitätsmanagement-System ist täglich bei allen Aufgaben in der Praxis präsent. Von dem „Papierkram“ sollte man sich nicht abschrecken lassen, bringt es doch großen Nutzen, meint Dr. Christian Fleischhauer aus Jena. jeweiligen Programms, das man sich aussucht. Wir benutzen QEP von den KVen. Die Beraterin hat die für QEP nötigen Unterlagen, Verfahrensanweisungen, das QM-Handbuch, aber auch Sicherheitsrelevantes wie die Arbeitsschutzbegehung etc. für uns vorbereitet, organisiert und uns bei mehreren Terminen geschult.
Worauf sollte man achten, wenn man ein QM einführt?
Bei der Praxisgründung oder -übernahme kommt sowieso viel Neues auf einen zu, zudem will ich als Arzt vor allem Zeit für meine Patienten haben. Gerade beim Aufbau eines QM bietet es sich daher aus meiner Sicht an, sich professionelle Unterstützung zu holen. Das war für uns eine enorme Entlastung und hat uns viel Zeit gespart, weil man sich eben nicht in die komplexe Thematik allein einarbeiten muss. Außerdem bringt ein QM-Berater seine ganze Erfahrung ein, er kann einen Blick von außen auf die Praxisabläufe werfen und Tipps geben, wie es besser geht.
Wenn man es selbst in die Hand nehmen möchte, lohnt sich dennoch ein entsprechendes Seminar. In Thüringen bietet die KV zum Beispiel Kurse an. Außerdem kann man als Praxisgründer eine Förderung beantragen, ich glaube, von der EU. Hier sollte man sich auf jeden Fall erkundigen, ob man eine finanzielle Unterstützung erhalten kann.
Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Qualitätsmanagement muss man leben" von Dr. med. Matthias Frank.