Gendersensible Sprachem/w/d: Formulare sollten angepasst werden

Gendersensible Kommunikation ist in aller Munde. Im Praxisalltag ist sie nicht nur im Patientengespräch gefragt. Mit Blick auf (Online-)Formulare ergibt sich sogar eine neue Pflicht für Praxen.

Gendersensible Sprache ist mitunter unverzichtbar, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.

Gendersensibles Denken ist ein bedeutsames Zeichen, das Hausarztpraxen in Richtung ihrer Patientinnen und Patienten setzen können. Darüber hinaus ist es mitunter unverzichtbar, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Dafür sensibilisierte Michael Martens von Fairlanguage jüngst bei einem Webinar des Portals Jameda.

Darin erinnerte er unter anderem an ein Urteil, das nach einem seit 2020 dauernden Prozess jüngst gegen die Deutsche Bahn gesprochen wurde: Dass diese in ihrem Online-Buchungsportal lediglich die zwei Schaltflächen “Herr” und “Frau” als Anrede angeboten hatte, hat das Oberlandesgericht Frankfurt im Juni als nicht rechtens erklärt. Dies sei auf jedes andere Unternehmen und auch Arztpraxen eins zu eins übertragbar, betonte Martens.

Tipp: In Online-Formularen, etwa zur Kontaktaufnahme oder Terminvereinbarung, sollte neben den binären Kategorien “Herr” und “Frau” immer auch eine dritte Auswahlmöglichkeit gegeben sein. Dies kann ein mittlerweile gewohntes “divers” sein. Ideal sei jedoch ein Freifeld, in das die gewünschte Anrede eingetragen werden kann, riet Martens.

Wichtig: “Anrede und Geschlecht sind nicht gleichzusetzen”, so Martens. Der Anredewunsch könne vom biologischen Geschlecht abweichen. Idealerweise werde in (Online-)Formularen daher beides abgefragt und in der Patientenakte gespeichert.

Die Überarbeitung der Online-Formulare ist dabei nur ein Beispiel für gendersensible Kommunikation. Grundsätzlich beginne diese bei der Sprache, erklärt Fairlanguage-Mitarbeiterin Jessica Schwarz. Wege gebe es dafür viele, das sogenannte Gendersternchen sei nur einer davon.

Der Vorteil: “Es macht alle Menschen sichtbar”, so Schwarz. Zu bedenken sei jedoch, dass das * mitunter die Lesefreundlichkeit erschwere.

Zudem sei mit der Sprache allein niemandem geholfen, unterstrichen Martens und Schwarz unisono. Viel wichtiger als symbolträchtige Zeichen – etwa eine Pride-Flagge am Praxiseingang – sei, diese Zeichen dann auch in der Kommunikation zu leben.

“Man darf nicht vergessen, wie angstbesetzt ein Arztbesuch für betroffene Gruppen ist”, so Schwarz. “Das gilt es abzubauen, egal mit welchen Stellschrauben.”

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