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Wirtschaft + Praxis„Ich schätze es, meine Arbeitszeit selbst zu gestalten“

Eine eigene Praxis zu führen, fordert den Inhaber über die Sprechstunde hinaus. Es bringt aber auch Vorteile mit sich, meint Dr. Christian Fleischhauer.

Ärzte sind auch Unternehmer. Wie sehr ist der Gedanke im Alltag präsent?

Fleischhauer: Wirklich präsent, weil die Arbeit anders ist als in der Klinik. Auf Station macht man Dienst und Schluss. In der Praxis beschäftigen mich nach der Sprechstunde unternehmerische Fragen, Mitarbeiterführung oder Abrechnung. Man ist mehr involviert als in der Klinik, das hat aber große Vorteile! Besonders schätze ich, dass ich meine Arbeitszeit selbst gestalten kann – wie und wann ich Sprechstunde halte oder Urlaub nehme. Und ich kann meine Auffassung von Medizin praktizieren.

Wie haben Sie sich aufs Unternehmer-Sein vorbereitet?

Fleischhauer: In der Weiterbildung habe ich berufsbegleitend einen Master of Business Administration Healthcare Management für Mediziner studiert. Abgedeckt wurden alle Bereiche wie Mitarbeiterführung, Arbeits-, Arzthaftungs- oder Strafrecht. In der Weiterbildung habe ich in Praxen viel gelernt. Zum Beispiel, dass man bei bestimmten Gutachten erst eine Kostenübernahme anfordern sollte. Kleine Tricks, um die eigene Praxis zu verbessern, erfährt man am besten auch von Kollegen. Daher rate ich jedem, sich zu vernetzen.

Trotzdem gab es noch Überraschungen für Sie beim Praxisstart.

Fleischhauer: Den Umfang der Dokumentation habe ich unterschätzt, zum Teil bekommt man für einen Patienten zig Formulare. Bei uns gibt es daher nach der Sprechstunde eine Befundrunde. Dafür ordnen meine Mitarbeiterinnen alle Befunde, Anfragen in eine Mappe, die die Ärzte gemeinsam besprechen. Zurzeit nimmt unsere Famulatin an den Runden teil.

Wie gefällt es der Famulantin?

Fleischhauer: Ihr macht es Spaß, weil sie viel sieht, womit sie nicht gerechnet hat, und viel selbst machen darf. Sie ist die dritte Woche bei uns, wollte eigentlich Psychotherapeutin werden. Jetzt habe ich den Eindruck, dass sie mit der Allgemeinmedizin liebäugelt, weil sie gemerkt hat, dass sie als Hausärztin viel diagnostisch arbeiten kann.

Als Unternehmer sollte man wissen, wodurch sich die Praxis auszeichnet. Wie ist das bei Ihnen?

Fleischhauer: Ich wollte mich schon in der Weiterbildung möglichst breit aufstellen, unter anderem war ich in der Diabetologie mit Endokrinologie, Palliativmedizin und Notaufnahme. Entsprechend vielseitig ist jetzt das Portfolio der Praxis, gerade diagnostisch.

EBM, GOÄ, HZV: Wie findet man sich als Starter bei den vielen Einnahmequellen zurecht?

Fleischhauer: Anfangs habe ich viel gelesen. Aber da sich ständig etwas ändert, müssen Ärzte immer etwas nachschlagen. Die GOÄ-Abrechnung habe ich an eine Verrechnungsstelle abgegeben. Ich will nicht den Patienten behandeln und ihn, falls er das Bezahlen versäumt, immer wieder mahnen. Das will ich trennen. Im Januar haben wir nun mit der HZV begonnen.

Wieso haben Sie sich für die HZV entschieden?

Fleischhauer: Ich bin vom Konzept überzeugt. Das ist wie bei der Diagnostik, ich versuche viel in meiner Praxis zu klären und nur zu überweisen, wenn es nötig ist. Ähnlich funktioniert die HZV: Indem sich die Patienten verpflichten, zuerst zu mir zu kommen, kann ich sie gezielt überweisen, wenn nötig. So kann ich mich mit Spezialisten besser abstimmen und meine Patienten umfassender begleiten, weil ich über alles informiert bin. Das kommt vor allem den Patienten zu Gute: Ihre Daten laufen bei mir zusammen, sie sparen sich Zeit. Ältere schätzen das sehr. Den Jüngeren erkläre ich, dass es ihnen nutzt, wenn sie ein Gutachten oder eine Reha brauchen, weil wir auf alle Befunde zugreifen können.

Ihr Tipp für Praxisstarter?

Fleischhauer: Man braucht eine gute Software. Das erleichtert vieles, zum Beispiel programmierte Recalls für DMP-Patienten. Man kann sich nicht alles merken. Viele Systeme vereinfachen das Ausfüllen von Formularen, indem man Kurzbefehle programmieren kann und Ähnliches.

Lesen Sie dazu auch: Rüstzeug für die Niederlassung

Alle Teile der Serie Praxisgründung finden Sie in unserem Archiv.

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