Die Arbeitsgruppe Impfen der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) sieht die neuen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) zur Zoster-Impfung skeptisch.
„Es wird keine allgemeine Anwendung des Herpes-Zoster- Lebendimpfstoffs als Standardimpfung zur Verhütung von Herpes Zoster, seinen Komplikationen und Spätfolgen beim Erwachsenen empfohlen“, kritisiert Dr. Anja Kwetkat, Sprecherin der AG.
Als wesentlichen Grund für die Nichtempfehlung nennt die STIKO, dass zwar die Wahrscheinlichkeit an Herpes Zoster zu erkranken und die Schwere der Erkrankung mit dem Alter deutlich zunehmen, jedoch die Wirksamkeit der Impfung mit zunehmendem Alter abnimmt: Diese reiche von 70 Prozent bei den 50- bis 59-Jährigen, über 41 Prozent bei den 70- bis 79-Jährigen, bis zu weniger als 20 Prozent bei den über 80-Jährigen. Zudem sei die Schutzdauer der Impfung nur für wenige Jahre belegt. Die STIKO bezieht sich dabei auf Daten zum Lebendimpfstoff Zostavax®.
Die Herpes-Zoster-Impfung senke über mindestens drei Jahre nach der Impfung die Inzidenz einer Herpes-Zoster- Erkrankung, verweist die DGG auf ein Cochrane Review. Gerade ältere Menschen litten teilweise unter langandauernden Neuralgien. Bei Post-Zoster-Neuralgien reiche eine Schmerztherapie mit Opiaten häufig nicht, wodurch die Lebensqualität abnehme. Eine Impfung verhindere die Erkrankung und verbessere dadurch die Lebensqualität, dies habe die STIKO nicht ausreichend berücksichtigt, so die DGG.
Freilich sei eine Wirksamkeit von 41 Prozent bei den 70- bis 79-Jährigen zwar nicht optimal. Berücksichtige man aber die hohe Inzidenz in dieser Altersgruppe, könne die Impfung trotzdem viele Fälle verhindern. Die AG Impfen hält daher eine Impfung mit dem attenuierten Lebendimpfstoff entsprechend der Zulassung auch für alte Menschen für sinnvoll. In einer wissenschaftlichen Veröffentlichung zum Thema „Impfungen für Betagte“ von 2016 gibt Kwetkat unter anderem an, dass sie Vortragshonorare von Pfizer, MSD und Novartis erhält.