Wenn der Wurm erst mal drin ist, lässt er sich so schnell nicht mehr vertreiben. Er frisst sich in die Gedanken, macht es sich im Kopf gemütlich und begleitet einen mitunter den lieben langen Tag. Noch dazu ist er hochgradig ansteckend und macht vor niemandem Halt: Gemeint ist der gemeine Ohrwurm.
Geheimdiensten ist stetig dudelnde Musik gar als Folterinstrument bekannt. Herzlich wenig weiß man jedoch darüber, wie man die lästigen Biester wieder aus dem Kopf verbannt. „Ohrkaugummi“ nennen die Brasilianer das Phänomen, weil die Melodie wie ein Kaugummi im inneren Ohr haftet. Wie nah sie damit der Lösung des Problems kommen, haben englische Wissenschaftler nun herausgefunden.
Demnach soll Kaugummi kauen gegen Ohrwürmer helfen. Philip Beaman und Kollegen prüften ihre Hypothese anhand dreier Experimente mit insgesamt 98 Studenten. Die Teilnehmer saßen in einem Raum vor einem Computer. Jedem wurde ein Pop-Song vorgespielt. Zunächst erhielt nur die eine Hälfte der Studenten ein Kaugummi, das sie heftig kauen sollten.
Beide Gruppen durchliefen dann zwei Phasen: Zuerst wurden sie aufgefordert, während der nächsten zwei bis drei Minuten nicht an das Lied zu denken. Die darauf folgenden zwei bis drei Minuten erhielten sie keine weiteren Anweisungen. Jedes Mal, wenn sie an das Lied dachten oder es in ihrem Kopf hörten, sollten sie auf der Tastatur „Q“ drücken. Alle Teilnehmer wurden bis zum Ende der Experimente einmal der Kaugummi- und einmal der Kontrollgruppe zugeteilt. Das Ergebnis: Kauer tippten deutlich weniger „Q“ als Nicht-Kauer.
Im dritten Experiment kam noch eine dritte Gruppe hinzu. Statt eines Kaugummis sollten die Studenten hier abwechselnd mit den Fingern auf die Tischplatte tippen. Im Ergebnis spielte es keine Rolle, ob die Studenten nichts taten oder mit den Fingern spielten. Signifikant seltener kam ihnen aber die Musik in den Sinn, wenn sie ein Kaugummi kauten und nicht nur auf den Tisch trommelten.
Die Forscher folgern daraus, dass Kaugummi kauen das akustische Kurzzeitgedächtnis beeinflusst und so die Erinnerung auditiver Reize schwerer fällt. Zwar half der Verzehr der klebrigen Masse nicht bei jedem, aber einen Versuch ist’s wohl wert. Schließlich vertreibt Kaugummi nicht nur schlechte Musik, sondern auch schlechten Atem!
Quelle: Beaman et al. Want to block earworms from conscious awareness? B(u)y gum! Quarterly Journal of Experimental Psychology (doi: 10.1080/17470218.2015.1034142)