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PräventionÜberwachung, Strafen, Gespräche – Was hält Teenies von Drogen fern?

Heimlich rauchen, auf der Parkbank Bier kippen und bei der Party bunte Pillen testen: Für so manchen Jugendlichen hat das großen Reiz. Haben Helikopter-Eltern dann einen Vorteil? Experten sind uneins.

Helikopter-Eltern tun ihren Kindern mit ständiger Überwachung keinen Gefallen.

San Diego. Wohl viele Teenager-Eltern treibt die Frage um: Wie lässt sich verhindern, dass unser Sprössling trinkt, raucht oder andere Drogen konsumiert? Sich darüber erst Gedanken zu machen, wenn das Kind 15 oder 16 ist, sei definitiv zu spät, sagt Pubertäts-Coach Matthias Jung. “Mit 13 ist die Messe schon gelesen, danach hilft der Versuch einer Turboerziehung nicht mehr so arg.”

Ein Forschungsteam aus den USA sieht als nützlich an, dem Nachwuchs klarzumachen, dass sein Verhalten überwacht wird. Teenager versuchten dann oft gar nicht erst, Alkohol oder Drogen zu konsumieren. “Manche Eltern denken, dass Kinder einfach trinken oder Drogen nehmen, egal was passiert”, erklärte Studienleiter William Pelham von der University of California in San Diego. “Aber das ist nicht wahr. Eltern können einen Unterschied machen”

Ordentlich Angst vorm Erwischtwerden machen?

Die Annahme sei bisher gewesen, dass Überwachung funktioniert, weil die Eltern dann Substanzkonsum eher erkennen und mit Strafen wie Hausarrest oder Handyentzug ahnden, so Pelham. Die im “Journal of Studies on Alcohol and Drugs” vorgestellte Analyse zeige, dass es eher allein schon die Angst sei, erwischt zu werden, die Kinder vom Drogenkonsum abhalte.

Das Team um Pelham hatte 4.500 Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 15 Jahren aus verschiedenen Orten der USA zu ihrem Drogenkonsum im vergangenen Monat befragt, und auch dazu, ob ihre Eltern davon erfuhren. Ein Teil der Kinder gab demnach an, zwar die Möglichkeit oder den Plan zu Drogenkonsum gehabt zu haben, sich aber aus Angst vorm Erwischtwerden dagegen entschieden zu haben. Ohne derlei Bedenken wäre der Drogenkonsum in der Studiengruppe 40 Prozent höher gewesen, schreiben die Forschenden.

Dass die Eltern entscheidend sind, bezweifelt Pädagoge Matthias Jung nicht – sehr wohl aber die Empfehlung aus den USA. “Angst ist auch schon eine Art Strafe”, sagt er. “Sie mag kurz helfen, aber eine eigene Erkenntnis erwächst bei den Jugendlichen nicht daraus.” Idealerweise sei das Thema Drogen in der Familie schon viele Jahre vorher, vor Einsetzen der Pubertät, besprochen worden.

Frühe Familiengespräche

“Da kann man dann auch gern von seinen eigenen negativen Erfahrungen erzählen oder vom Onkel Heinz, der in eine Entzugsklinik musste”, sagt Jung. Das bei einem 15-Jährigen nachholen zu wollen, bringe nichts mehr. “Druck erzeugt in dem Alter immer nur Gegendruck.” Das gelte für das Thema Drogen prinzipiell ähnlich wie für das Ausräumen der Spülmaschine: “Wenn ich möchte, dass mein Kind das macht, muss ich es schon mit 7 darum bitten – das erst mit 15 anfangen zu wollen, erzeugt maximalen Widerstand.”

Im logischen Bereich seien bei Teenagern häufig die Rollläden unten, mit Argumenten dringe man bei den «kochenden Hormonvulkanen» nicht zwingend durch, so Jung. «Manchmal kann es vielleicht helfen, sich die Atemübungen aus dem Geburtsvorbereitungskurs noch mal in Erinnerung zu rufen.»

Mitnichten ist es aber so, dass pubertierende Kinder die Ratschläge und Empfehlungen ihrer Eltern prinzipiell in den Wind schlagen. Ihre Eltern spielten auch in der Pubertät eine große Rolle für die Teenager, sagt Jung. “Sie sind und bleiben der sichere Hafen und geben weiterhin Orientierung mit klaren Meinungen.”

Rat der Eltern bleibt sehr wichtig

Zwar werde wohlmeinender Ratschlag vom Nachwuchs vermeintlich oft abgelehnt – er helfe aber dennoch, mit Problemen fertig zu werden, berichtet auch ein Team um Kelly Tu von der Universität von Illinois im “Journal of Applied Developmental Psychology”.

Die Forschenden hatten Gespräche zwischen hundert US-Fünftklässlern und ihren Müttern über Schulprobleme verfolgt und dabei die Beratungsstrategien der Mütter und die Reaktion der im Mittel elf Jahre alten Jungen und Mädchen erfasst. Die Ergebnisse wurden in Bezug dazu gesetzt, wie gut das jeweilige Kind den Übergang in die nächste Schulform im darauffolgenden Jahr bewältigte. “Wir wollten verstehen, was in den Gesprächen zwischen Eltern und Kindern tatsächlich passiert”, erklärte Tu.

Vielfach hätten die Mütter ihren Nachwuchs ermutigt, anders über ein Problem nachzudenken, nach neuen Strategien oder gezielt nach Hilfe zu suchen. “Wir konnten nicht feststellen, dass die Heranwachsenden die Lösungsvorschläge ihrer Mütter in hohem Maße akzeptierten”, heißt es in der Studie. Vielfach hätten sie mit zweideutigen Aussagen wie “vielleicht” oder Ich weiß nicht” reagiert. Darauf, wie sie Monate später den Übergang in die nächste Schulform stemmten, habe der Rat der Mütter aber dennoch positiven Einfluss gehabt.

Eltern machten oft die Erfahrung, dass ihr Nachwuchs ab einem bestimmten Alter vermeintlich wenig empfänglich für Ratschläge ist. “Die Kinder werden reifer und wollen ihre eigenen Entscheidungen treffen”, erklärt Tu. Ihre unmittelbare Reaktion könne dann Widerstand oder Widerwillen sein. Ratschläge zum konstruktiven Umgang mit einem Problem blieben aber dennoch bei vielen Jugendlichen hängen und bewirkten Positives.

Vertrauen, wenn’s ganz blöd läuft

Das größte Lob für Eltern sei, wenn der Teenie-Sprössling anruft, wenn er Mist gebaut hat, ist Jung überzeugt. “Es ist 1 Uhr, er steht betrunken irgendwo – und dann ruft er seine Eltern an, damit sie helfen. Um dieses Vertrauen geht es, dann hat man alles richtig gemacht.”

Die Basis dafür sei ein stabiles, wertschätzendes, liebevolles Miteinander. “Das Gefühl zu vermitteln: Ich werde gehört, ich werde verstanden.” Gerade Helikopter-Eltern gelinge das oft nur eingeschränkt. “Für sie sind Kinder eher eine Art Projekt und es gilt das Leistungsprinzip.” Nach außen wirke das Verhältnis super, doch die Kinder lernten keine Selbstwirksamkeit, bekämen nicht das Gefühl, Dinge allein schaffen zu können.

Drogen mögen dann weniger ein Problem sein – dafür aber andere Faktoren. Die Überwachung ziehe sich häufig auch in den Bereich der Emotionen – mit dem darfst du dich treffen, der kommt aus gutem Haus – und die Freizeitaktivitäten, etwa den Eltern genehme Hobbys. “Kinder von Helikopter-Eltern lernen gar nicht einzuschätzen, was sie selbst mögen”, sagt Jung. “Das arbeiten sie dann 20 Jahre später in Therapien auf.”

Riskantes Verhalten hat evolutionär auch einen Sinn

Sich ausprobieren zu können und dabei auch mal Fehler zu machen, sei extrem wichtig für Jugendliche. “Zeitweise mal eine irre Frisur, frustrierende Erfahrungen, das sind auch Schritte ins Erwachsenenleben.”

Zwar wirke es, als habe die Natur nicht gut mitgedacht dabei, dass gerade Teenager so gerne Risiken eingehen und den Kick im Kopf erst beim höchsten Sprungturm bekommen. Dieser Hang zum Weiter, Schneller, Höher führe aber zu neuen Wegen und Erkenntnissen. Marc Zuckerberg zum Beispiel habe Facebook in jungen Jahren erfunden und durchgezogen. “Diese Kreativität und Risikobereitschaft hätte er als Erwachsener vermutlich nicht mehr gehabt.”

Quelle: dpa

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