Die Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Monats nach einer Operation zu sterben, ist bei zu geringem Blutdruck größer als bei zu hohem. Werden mehrere Faktoren berücksichtigt, nivelliert sich der negative Einfluss bei Bluthochdruck auf das Sterberisiko. Anders bei zu niedrigen Blutdruckwerten: In diesen Fällen steigt das Sterberisiko umso mehr, je geringer die Werte vor dem Eingriff waren, berichteten Mediziner auf dem Kongress der „European Society of Anaesthesiology” in Berlin. „Ein niedriger Blutdruck vor der Operation ist ein bisher zu wenig beachteter Faktor für das mit der Operation verbundene Sterberisiko“, sagten Robert Sanders, University of Wisconsin, und seine Kollegen von der University of Nottingham.
Mithilfe einer britischen Datenbank werteten sie Daten von 252.278 Patienten aus, die aus verschiedenen Gründen operiert worden waren. Herz-Operationen wurden nicht berücksichtigt. Dabei entdeckten sie, dass das Risiko bei Patienten mit stark erhöhten oder sehr niedrigen Blutdruckwerten größer als bei denen mit Werten im Normbereich ist. Doch wenn die Forscher bei der statistischen Auswertung 29 weitere Risikofaktoren berücksichtigten, darunter Alter, Geschlecht, Medikamenteneinnahme, sonstige Erkrankungen und Risikostufe des chirurgischen Eingriffs, änderte sich das Ergebnis: Ein Zusammenhang mit Bluthochdruck ergab sich nicht mehr, bestätigte sich aber für niedrige Blutdruckwerte.
Lag der systolische Blutdruck unter 100 mm Hg, stieg das Sterberisiko auf das 1,4-Fache. Diastolische Werte unter 40 mm Hg waren mit einem 2,5-fach erhöhten Risiko verbunden. Je weiter die Messwerte unter 100/40 mm Hg lagen, desto größer war das Sterberisiko. Weitere Studien müssten prüfen, so die Forscher, wie die Gefährdung von OP-Patienten mit niedrigem Blutdruck verhindert werden könnte.
Quelle: wissenschaft aktuell