Sowohl bei Masern als auch bei der Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) unterscheiden sich die Impfquoten im Bundesgebiet stark. Das hat das Robert Koch-Institut (RKI) festgestellt, indem es anonymisierte Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen ausgewertet hat. Sie erfassen etwa 90 Prozent der Bevölkerung und ergänzen die Impfquoten, die bei den Schuleingangsuntersuchungen ermittelt werden. Die sogenannte KV-Impfsurveillance zieht das RKI heran, da es in Deutschland kein Impfregister gibt und nur so die Impfquoten für die verschiedenen Altersgruppen und in den einzelnen Regionen ermittelt werden können.
Regional unterscheiden sich die Masern-Impfquoten stark: Sie reichen bei der ersten Masern-Impfung im Alter von 15 Monaten von 59,1 Prozent (Rhön-Grabfeld, Bayern) bis 96,5 Prozent (Zweibrücken, Rheinland-Pfalz). Bei der zweiten Masern-Impfung für 24 Monate alte Kinder liegen sie zwischen 39,4 Prozent (Main-Tauber-Kreis, Baden-Württemberg) und 86,8 Prozent (Rhein-Kreis Neuss, Nordrhein-Westfalen). Zudem zeige sich, dass viele Kleinkinder zu spät geimpft werden, so das RKI. Im Alter von 15 Monaten seien erst 86,6 Prozent der Kinder gemäß STIKO-Empfehlung einmal gegen Masern geimpft, im Alter von 24 Monaten haben 71 Prozent die zweite Impfung erhalten (Geburtsjahrgang 2012).
Der Gesetzgeber hat daher festgelegt, dass Eltern sich künftig bei Ärzten über Kinderimpfungen informieren müssen, bevor der Nachwuchs eine Kindertagesstätte besuchen kann. Bei Schulanfängern sind die Masern-Impfquoten vergleichsweise gut, wenn auch nicht optimal: 2013 haben 96,7 Prozent der Schüler die erste Impfung erhalten, die zweite noch 92,6 Prozent. Auch bei der HPV-Impfung sind die Unterschiede groß. Insgesamt ist weniger als die Hälfte der Mädchen geimpft. In 2013 haben 40 Prozent der 17-Jährigen die komplette Impfung erhalten. Die Quoten steigen in den Altersgruppen linear an: Im Ländervergleich sind bei den 12-Jährigen Baden-Württemberg und Bremen die Schlusslichter – nur 0,3 Prozent der Mädchen sind dort jeweils vollständig geimpft. Am höchsten war die Quote in dieser Altersgruppe mit 2,2 Prozent in Sachsen-Anhalt. Bei den 17-Jährigen sind die Quoten in Bremen mit 30 Prozent am geringsten. In Mecklenburg-Vorpommern sind hingegen 59 von 100 Mädchen gegen eine HPV-Infektion geschützt.
Bayern ist Schlusslicht auf Kreisebene: In 61 der 402 bundesweiten Kreise und kreisfreien Städte hatte keine der Zwölfjährigen eine vollständige Impfung erhalten. Mehr als die Hälfte davon liegen in Bayern. Im Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen) verzeichneten die Forscher mit 3,5 Prozent die höchste Quote.
Die Analysen hat das RKI in seinem epidemiologischen Bulletin zusammengestellt.