Es ist keine Seltenheit, dass der Hausarzt während der Praxis oder aber im Notdienst mit einem geröteten oder geschwollenen Bein konfrontiert wird mit der Fragestellung: Thrombose ja oder nein? Nicht immer steht dann im ambulanten Bereich sofort eine Kompressionssonographie zur Verfügung. Oft kann für den Patienten erst am darauffolgenden Tag ein Untersuchungstermin vereinbart werden. Wie sollte man sich dann in der Zwischenzeit bis zur definitiven Klärung der Diagnose verhalten: Nichts tun? Nur wickeln? NOAK oder niedermolekulares Heparin (NMH) in therapeutischer Dosierung oder nur ein NMH in halbtherapeutischer oder prophylaktischer Dosis?
Grundsätzlich sollte man die diagnostische Abklärung immer möglichst rasch anstreben. Bei Patienten mit einem entsprechend dem Wells-Score niedrigen Risiko für eine tiefe Beinvenenthrombose sollte man die D-Dimere bestimmen. Sind diese negativ, so ist eine TVT mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen. Bei einem positiven D-Dimer-Test muss man zunächst aber von einer Thrombose ausgehen, sollte diese aber noch mittels Kompressionssonographie bestätigen lassen; denn die DDimere sind sehr unspezifisch. Man sollte deshalb, solange das Ergebnis noch nicht vorliegt, mit der Antikoagulation beginnen, entweder mit einem NMH in voller therapeutischer Dosierung oder Rivaroxaban oder Apixaban. Die beiden anderen NOAK (Dabigatran und Edoxaban) sind nicht für einen sofortigen Beginn der Antikoagulation zugelassen.
Bei Patienten mit einem intermediären oder hohen Thromboserisiko kann man sich den D-Dimer-Test schenken. Bis zur genauen Abklärung mittels Kompressionssonographie sollte der Patient so behandelt werden, als hätte er eine Thrombose, also NMH oder Rivaroxaban bzw. Apixaban in therapeutischer Dosis geben und das Bein wickeln.