Jeder zweite Patient, der in Berlin die 116117 anruft, ist kein medizinischer Notfall. Das ergeben erste Erhebungen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin zum medizinischen Ersteinschätzungsverfahren SmED. Es wurde seit April 2019 an rund 30 Modellstandorten in zehn Bundesländern – darunter Berlin – eingesetzt und evaluiert. Seit 1. Januar sollen bundesweit alle Anrufe auf diesem Weg eingeschätzt werden.
Die ersten Auswertungen aus der Berliner Modellregion zeigen: Bei rund 33 Prozent der Anrufer sei eine “ärztliche Versorgung heute” festgestellt worden, teilt die KV mit. Sofern die Patienten immobil waren, wurden sie vom fahrenden Dienst der KV Berlin aufgesucht oder telefonierten mit einem Beratungsarzt der Leitstelle. Bei rund 17 Prozent der Anrufer kamen die Mitarbeiter der Leitstelle mit Hilfe von SmED zu dem Ergebnis, dass die “ärztliche Versorgung nicht eilt”. Diese Patienten erhielten mehrheitlich ein Gespräch mit den Beratungsärzten der Leitstelle oder wurden auf geöffnete Praxen verwiesen. Bei jedem zweiten Anrufer wurde eine “schnellstmögliche ärztliche Versorgung” festgestellt; diesen Patienten wurde empfohlen, umgehend eine geöffnete Praxis aufzusuchen. Bei immobilen Patienten fand ein Hausbesuch statt. Nur rund drei Prozent der Anrufer mussten umgehend an die Leitstelle der Feuerwehr weitergeleitet werden. Die häufigsten Beschwerden waren Rücken- und Bauchschmerzen, Erbrechen/Übelkeit und Fieber.
“Die Software ist für uns ein wichtiger Bestandteil, um die richtige medizinische Versorgung empfehlen zu können”, bilanzierte Dr. Burkhard Ruppert, Vize-Chef der KV Berlin. Die Leitstellenarbeit habe deutlich verbessert werden können.