HausärzteverbandHonorare müssen die Realität abbilden!

1 Min.
13. Juli 2023
HA 12/23

Die Honorarverhandlungen für die Niedergelassenen lieferten in den vergangenen Jahren teils mickrige Ergebnisse – die weit unter der Inflationsrate lagen. Nun machen Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Kliniken vor, wie es anders laufen kann.

Auch für niedergelassene Ärzte müssen die gestiegenen Kosten ausgeglichen werden, fordert der Hausärzteverband.

Über erhebliche Gehaltssteigerungen dürfen sich die rund 60.000 Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern freuen. Das geht aus dem neuen Tarifvertrag hervor, auf den sich Marburger Mund (MB) und kommunale Krankenhäuser Ende Mai nach fünf Verhandlungsrunden geeinigt haben.

Nicht zuletzt anlässlich dieser Tarifeinigung fordert der Deutsche Hausärzteverband, dass auch für die Niedergelassenen nachgelegt werden muss, um die enorm gestiegenen Kosten auszugleichen (s. Kommentar).

„Jetzt sind wir Hausärztinnen und Hausärzte an der Reihe!“

von Dr. Markus Beier und Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Bundesspitze des Deutschen Hausärzteverbandes

8,8 Prozent mehr Gehalt und ein Inflationsausgleich von 2.500 Euro netto: Das ist der Abschluss, über den sich die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen in kommunalen Kliniken freuen können. Das ist ein guter Abschluss, der sich schlichtweg an der Realität orientiert.

Neben den Lebenshaltungskosten auf Rekordniveau kommen bei uns Niedergelassenen noch die enorm gestiegenen Personal-, Material- und Mietkosten obendrauf. Vor diesem Hintergrund erscheint der geschiedste Abschluss zwischen KBV und GKV- Spitzenverband aus dem vergangenen Jahr wie blanker Hohn!

Ganze zwei (!) Prozent wurde den Niedergelassenen zugestanden. Das ist nichts anderes als eine massive Honorarkürzung in der Regelversorgung. Blickt man sich in anderen Branchen außerhalb des Gesundheitswesens um, dann ist das ein einmalig schlechtes Ergebnis.

Im September haben die Verhandlungspartner die Möglichkeit nachzusteuern. In der Vergangenheit war das absurde Argument häufig, dass die Systematik der Verhandlungen gestiegene Kosten erst nachträglich berücksichtigen könne. Da können wir den Verantwortlichen nur zurufen: Dann mal los! Besser spät als nie.

Wenn wir Niedergelassenen auch diesmal mit Peanuts abgespeist werden, dann muss man irgendwann schlichtweg feststellen, dass sich der EBM für uns nicht mehr rechnet. Die Antwort kann nur sein: noch mehr HZV! Ohne die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) geht es schon heute vielerorts nicht – finanziell, aber auch in Bezug auf die Versorgungsqualität.

KBV und GKV-Spitzenverband stehen unter Druck wie selten, endlich etwas Zählbares zu liefern. Wir Hausärztinnen und Hausärzte sind jetzt an der Reihe!

Im Spätsommer werden die jährlichen Honorarverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband starten. In den vergangenen Jahren hat die darin erzielte Erhöhung des Orientierungspunktwertes stets (weit) unter der Inflationsrate gelegen.

Für Klinikärztinnen und -ärzte wurden die Entgelte jetzt zum 1. Juli bereits um 4,8 Prozent erhöht, zum 1. April 2024 erfolgt eine weitere Steigerung um 4 Prozent. Damit ist nach 15 Monaten eine Anhebung der Werte der Entgelttabelle um 8,8 Prozent erreicht. Im Sommer 2023 gibt es zudem eine einmalige steuerfreie Inflationsausgleichszahlung von 1.250 Euro, eine weitere ebenfalls in Höhe von 1.250 Euro soll im Januar 2024 gezahlt werden.

Der Tarifvertrag läuft nur bis 30. Juni 2024, sodass laut MB dann sehr zeitnah erneut verhandelt werden kann.

red