Geschlossen haben der Deutsche Hausärzteverband, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sowie weitere Ärzteverbände ein sofortiges Ende der Betrugsvorwürfe gegen Ärzte bei Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds gefordert. “Wir verbitten uns, in dem Verteilungskampf, den die Krankenkassen untereinander führen, die Ärzte des Betrugs zu bezichtigen und weisen die Vorwürfe auf das Schärfste zurück”, betonten die Vorstände Mitte Februar in einer gemeinsamen Mitteilung.
Hintergrund ist die anstehende Reform des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA). In der Diskussion der Reform geht es auch um die Versuche einiger Krankenkassen, durch Manipulationen der Kodierungen höhere Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds zu erhalten – und die in diesem Zusammenhang von Kassen geäußerten Vorwürfe, Ärzte seien für die vorgeworfenen Manipulationen mitverantwortlich.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte im Oktober 2016 Dr. Jens Baas, Vorsitzender der Techniker Krankenkasse, mit seiner Äußerung, dass zwischen den Krankenkassen ein Wettbewerb entstanden sei, wer es schaffe, die Ärzte zum Dokumentieren möglichst vieler Diagnosen zu motivieren.
Deutscher Hausärzteverband und KBV fordern in der Debatte nun ein sofortiges Ende dieser Betrugsvorwürfe gegenüber Ärzten. Der Hartmannbund, der Spitzenverband der Fachärzte Deutschlands, der NAV-Virchow-Bund sowie MEDI GENO Deutschland unterstützen die Forderung und zeigen sich gleichfalls empört. “Die Krankenkassen haben ein Interesse an den Zuweisungen aus dem Morbi-RSA und nicht die Ärzte”, stellen die Vorstände gemeinsam klar.
“Es mag ja sein, dass einige Kassen versucht haben, Einfluss auf die Kodierungen der Ärzte zu nehmen – Jens Baas hatte hier ja alle Krankenkassen, auch die eigene, der Manipulation bezichtigt”, erklärt Hausärzte-Chef Weigeldt dazu. “Dass aber die Ärzteschaft für dieses betrügerische Vorgehen beschuldigt wird, ist ungeheuerlich.”
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