Berlin. Um Lungenkrebs bereits in einem frühen Studium zu identifizieren, könnte (ehemals) starken Raucherinnen und Rauchern künftig eine Früherkennung per Niedrigdosis-Computertomographie (CT) angeboten werden. In seiner Sitzung am Donnerstag (21. Dezember), in der er auch eine Post-Covid-Richtlinie beschlossen hat, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die entsprechenden Beratungen eingeleitet.
Eine Entscheidung dazu soll in den nächsten zwei Jahren fallen. “In Kürze” erwarte man die notwendige strahlenschutzrechtlich erforderliche Rechtsverordnung des Bundesumweltministeriums, so der G-BA. Nach Inkrafttreten dieser Verordnung hat der G-BA eine Frist von 18 Monaten, um über die Einführung der Leistung zu entscheiden.
Die Früherkennung soll sich “speziell an aktive und ehemalige starke Raucherinnen und Raucher richten”, unterstrich Dr. Monika Lelgemann, unparteiisches Mitglied des G-BA und Vorsitzende des Unterausschusses Methodenbewertung, am Donnerstag. Es soll kein generelles Screening geplant sein, sondern gezielt diese Hochrisikogruppe adressiert werden.
Fragen zu Identifikation und Ansprache von Patienten noch offen
Die Durchführung selbst wird zwar nicht in der Hausarztpraxis stattfinden, wohl könnte diese aber in der Identifikation, Ansprache und Beratung dieser Hochrisikogruppen gefragt sein. Gerade bei neuen, oft medial vorgestellten Versorgungsangeboten sind Hausärztinnen und Hausärzte bekanntermaßen oft erste Ansprechpartner.
Dies wird wohl im Rahmen der nun gestarteten Beratungen adressiert werden. Noch sind Fragen zu Patientenansprache und Co vollkommen offen.
In der Rechtsverordnung des Bundesumweltministeriums werden dann erste wesentliche Kriterien für die Untersuchung selbst festgelegt sein, “beispielsweise Anforderungen an die Qualifikation des ärztlichen Personals sowie an die Durchführung und die Befundung der Aufnahmen”, so Lelgemann.
IQWiG: Nutzen überwiegt Schaden durch Überversorgung
Im Auftrag des G-BA hatte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) bereits 2020 eine Bewertung der neuen Früherkennung vorgenommen. Der Nutzen mit Blick auf den Endpunkt Mortalität überwiege für die Hochrisikogruppe der (ehemals) starken Raucherinnen und Raucher den Schaden durch falsch-positive Screeningbefunde und Überdiagnosen, so das zentrale Ergebnis nach Sichtung von acht vorliegenden Studien.
Damit der aktuelle wissenschaftliche Stand in die nun folgenden Beratungen einfließt, hat der G-BA das IQWiG noch einmal mit einer Aktualisierung dieser Nutzenbewertung beauftragt, hieß es am Donnerstag.
Lungenkrebs gehört weltweit zu den häufigsten Krebstodesursachen. Männer erkranken im Schnitt mit 70, Frauen mit 69 Jahren. Dabei wird Lungenkrebs meist erst in einem späten Stadium entdeckt, sodass fünf Jahre nach der Diagnose nur noch ein Fünftel bis ein Sechstel der Betroffenen lebt.