Die Verfechter der Low Carb-Bewegung haben sich zu früh gefreut: Weniger Kohlenhydrate und mehr Fett in der täglichen Kost verlängern das Leben – schlussfolgern die Autoren der aktuellen globalen Ernährungsstudie PURE (Prospective Urban Rural Epidemiology) und fordern eine Revision globaler Ernährungsempfehlungen. Falsch, sagen Wissenschaftler der Universität Hohenheim in Stuttgart. Solch weitreichende Schlüsse ließen Methodik und Ergebnisse der Studie gar nicht zu. Ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen der Gesamtmenge an Kohlenhydraten und Fett in der Ernährung und der Sterblichkeit sei nicht gegeben, erklären Prof. Dr. Hans Konrad Biesalski, Prof. Dr. Regina Birner und Prof. Dr. Jan Frank. „Entscheidend ist vielmehr die Qualität der Ernährung, also der Gehalt an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen,“ so die Wissenschaftler.
PURE sagt: Zu viele Kohlenhydrate in der täglichen Kost steigerten die Sterblichkeit und mehr Fett sei nicht nur unschädlich, sondern verringere sogar die Sterblichkeit und das Risiko für Schlaganfälle. Doch diese Schlussfolgerungen seien nicht haltbar, betonen die Experten der Universität Hohenheim. „Auch, wenn eine geringere Sterblichkeit zwar mit höherem Fettkonsum bzw. niedrigerem Konsum an Kohlenhydraten verbunden ist, lassen sich mit dieser Methode keine kausalen Zusammenhänge zwischen diesen Beobachtungen feststellen“, gibt Prof. Dr. Biesalski zu bedenken.
Entscheidend sei vielmehr die Versorgung mit Mikronährstoffen – und dafür sei der Anteil an Kohlenhydraten und gesättigten Fetten in der Ernährung lediglich ein Indikator. Prof. Dr. Jan Frank stellt klar: „Eine unzureichende Versorgung mit Mikronährstoffen, also Mineralstoffen und Vitaminen, erhöht das Krankheits-und so unweigerlich auch das Mortalitätsrisiko. Wenn die Qualität außen vor bleibt, führt die Betrachtung der Quantität von Makronährstoffen in der Ernährung leicht in die Irre. Eine fettreiche, kohlenhydratarme Ernährung kann qualitativ genauso ungenügend sein wie eine fettarme, kohlenhydratreiche Ernährung.“
Quelle: Pressemitteilung der Universität Hohenheim