Der aktuelle Fehlerbericht (s. Box) ist innerhalb der Patientensicherheit im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit angesiedelt und passt somit thematisch zum diesjährigen Welttag der Patientensicherheit, der unter dem Motto “Sichere Medikation” stattfand. Der Bericht verdeutlicht den hohen Stellenwert, den die Arzneimitteltherapiesicherheit für die Patientensicherheit hat.
Da in Deutschland knapp 70 Prozent der Arzneimittel von Hausärztinnen und Hausärzten verschrieben werden, ist die Arzneimitteltherapiesicherheit für die Allgemeinmedizin besonders relevant: Eine Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit im hausärztlichen Bereich kann eine vergleichsweise große Wirkung auf die Gesundheit der Bevölkerung haben.
Risikofaktoren
Der Medikationsprozess ist komplex und birgt viele potenzielle Fehlerquellen – von der Verordnung über die Einnahme bis hin zum Monitoring. Der beschriebene Fall zeigt, dass die richtige Einnahme der Medikation entscheidend sein kann. Jedoch nehmen ungefähr 50 Prozent der Patienten mit chronischen Erkrankungen ihre Medikamente nicht korrekt ein; bei älteren Patienten sind es zwischen 40 und 80 Prozent. Viele Faktoren beeinflussen die Adhärenz, zum Beispiel:
- Erleben von bzw. Angst vor Nebenwirkungen
- ein kompliziertes Therapieschema (> 3 unterschiedliche Tabletten mit mehreren Einnahmezeitpunkten)
- psychische Komorbiditäten
- geringes Bildungsniveau
- eine geringe soziale Unterstützung
Bei älteren Patientinnen und Patienten bestehen darüber hinaus weitere Risikofaktoren für Non-Adhärenz, besonders für die unbeabsichtigte Non-Adhärenz. Dazu gehören kognitive Einschränkungen, männliches Geschlecht, Einschränkungen des Sehens, Hörens und Tastens, allgemeine Schwäche und Multimorbidität.
Was tun?
Effektive Maßnahmen zur Verbesserung der medikamentösen Adhärenz leiten sich aus den Risikofaktoren ab: verständliche, motivierende Kommunikation auf Grundlage einer guten Arzt-Patienten-Beziehung, Vereinfachung des Therapieschemas, Mitgabe schriftlicher Informationen zur Medikamenteneinnahme (Medikamentenplan und Einnahmeanleitung), regelmäßige Wiedervorstellungen und Patientenschulungen. Ebenfalls sollten Sie psychische Komorbiditäten bedenken und mitbehandeln. Bei älteren Patientinnen und Patienten sollten Sie zusätzliche Maßnahmen erwägen. Beispiele sind praktische Hilfen (Kalenderblister) und eine regelmäßige Überprüfung körperlicher/kognitiver Defizite, um diese in der Therapie zu berücksichtigen und gegebenenfalls frühzeitig Angehörige und/oder Pflege miteinzubeziehen.
Die Überprüfung von Adhärenz gestaltet sich schwierig, Patientenaussagen sind immer wieder ungenau. Bei Verdacht auf Non-Adhärenz, besonders bei älteren Patientinnen und Patienten, kann eine Befragung der Angehörigen und des Pflegediensts einen umfassenderen und eventuell zuverlässigeren Einblick in die Medikamenteneinnahme bieten.
Die Autoren erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.
Ausprobieren und berichten: www.jeder-fehler-zaehlt.de