Auch bei Adipositas et al.Beckenbodentraining: Nicht nur bei Inkontinenz sinnvoll

Ein schwacher Beckenboden kann zahlreiche Probleme, zum Beispiel eine Harninkontinenz nach sich ziehen. Übungen, die den Beckenboden kräftigen, können solchen Problemen vorbeugen. Bei bestimmten Erkrankungen werden sie auch therapeutisch eingesetzt.

Der Beckenboden schließt das Becken und den Bauchraum nach unten ab, sichert die Lage der Bauch- und Beckenorgane und unterstützt den Verschluss von Anus, Vagina und Urethra. Er besteht aus drei Schichten, dem Diaphragma pelvis, dem Diaphragma urogenitale und der Sphinkter- und Schwellkörpermuskulatur.

Beckenbodenschwäche

Ursache einer Beckenbodenschwäche können schwere Geburten, Mehrfachgeburten oder gynäkologische Operationen sein. Auch Übergewicht und häufiges Sitzen können zur Entstehung einer Beckenbodenschwäche beitragen. Mögliche Folgen können ein Prolaps uteri oder eine Harninkontinenz sein.

Wann ist Beckenbodentraining sinnvoll?

  • Bei den folgenden Indikationen kann ein Beckenbodentraining hilfreich sein:
  • Harninkontinenz
  • Stuhlinkontinenz
  • Übergewicht
  • Vor und nach der Geburt
  • Gebärmutterabsenkung
  • Nach Operationen im Beckenbereich
  • Erektionsstörungen

Beckenbodentraining

Beckenbodentraining ist Therapie der ersten Wahl bei der Behandlung von Belastungs- und/oder gemischter Inkontinenz. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass keine unerwünschten Wirkungen zu erwarten sind. In der Inkontinenztherapie erfolgt das Beckenbodentraining entweder konservativ in Gruppen- oder Einzelsitzungen oder intensiviert durch Elektrostimulations- und Biofeedbackgeräte.

Beim Beckenbodentraining werden die willkürlichen periurethralen und perivaginalen Muskeln (M. sphincter urethrae exterior, M. levator ani) gekräftigt. Dadurch sollen die physiologischen Kraftverhältnisse wiederhergestellt werden. Für die Durchführung gibt es unterschiedliche Methoden. Beschrieben wurden zum Beispiel 5 Kontraktionen alle 2 Stunden bis zu 200 Kontraktionen pro Tag über eine Dauer von 1 bis 30 Sekunden.

Voraussetzung für den Erfolg des Beckenbodentrainings ist, dass der Wille zur Kooperation besteht und dass der Patient dazu in der Lage ist, den Beckenboden korrekt selektiv und willkürlich zu kontrahieren. Letzteres ist allerdings für viele Patienten schwierig, weil ihnen dafür das Körperbewusstsein fehlt.

Es ist sinnvoll, dem Patienten zunächst eine Anleitung durch einen Physiotherapeuten zu ermöglichen und den Trainingseffekt zu kontrollieren. Bei Patienten mit Inkontinenz sollte das Beckenbodentraining zusammen mit der Regulation der Trinkmenge und einer allgemeinen körperlichen Aktivierung erfolgen. Optimiert werden kann das Ergebnis des Beckenbodentrainings durch ein zusätzliches Biofeedback. Durch die zeitgleiche Rückmeldung wird erreicht, dass normalerweise nicht bewusste körperliche Funktionen wie der regelrechte Einsatz der Beckenbodenmuskulatur unter Belastung bewusst kontrolliert werden können.

Wirksamkeit nachweisen

Die Wirksamkeit des Beckenbodentrainings bei Frauen mit Belastungsinkontinenz konnte in Studien nachgewiesen werden: Frauen mit leichter oder mittelschwerer Belastungsinkontinenz konnten allein durch das Erlernen der Beckenbodenkontrolle eine Verbesserung der Symptomatik innerhalb von einer Woche erreichen.

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