Nicht selten findet sich im Routinelabor unerwartet eine Leukozytose. Auch wenn sich in Einzelfällen dahinter eine Leukämie verbergen kann, so ist die Sache doch meist harmlos. Deshalb muss im Einzelfall auch in Abhängigkeit von der Anamnese bzw. dem Beschwerdebild darüber entschieden werden, wie viel Diagnostik erforderlich ist. Typisch ist die leichte Leukozytose bei Rauchern. Dann ist das Differenzialblutbild unauffällig, so dass auch keine weiteren Untersuchungen notwendig sind. Auch eine Therapie mit Glukokortikoiden geht mit einer Leukozytose einher und dies bedarf keiner weiteren Abklärung. Grundsätzlich müssen bei einer Leukozytose benigne, sprich entzündliche Erkrankungen und maligne Erkrankungen sprich Leukämien diskutiert werden.
Entzündungen können reaktiv, infektiös oder immunologisch induziert sein. Bei Verdacht auf einen Entzündungsprozess sollten dann die Entzündungsmarker wie CRP bzw. immunologische Parameter wie RF, ANA, ENA etc. bestimmt werden.
Wenn ein junger schwer krank wirkender Patient mit Fieber vorstellig wird und das Labor eine Leukozytose ergibt, wird man zunächst eine akute Leukämie vermuten. Doch in solchen Situationen sollten Sie auch immer an eine EBV-Infektion denken. Die Mononukleose verläuft nicht selten hochdramatisch mit Fieber, Myalgien, Splenomegalie und Lymphknotenvergrößerungen. Die Gesamtleukozytenzahl ist meist nur gering bis mäßig erhöht und im Differenzialblutbild zeigt sich eine relative Lymphozytose und Monozytose. Das CRP ist ebenfalls nicht oder nur leicht erhöht, die LDH aber obligat. Diagnoseweisend ist der Nachweis von „lymphatischen Reizformen“ im Ausstrich. Die Diagnose wird gesichert durch den serologischen Nachweis der Infektion.
Quelle: Internistenkongress, 29.4. – 2.5.2017 in Mannheim