ReiseimpfungInfluenza und Meningokokken – auch für Reisende relevant

Bei der Reiseberatung denkt man spontan an Impfungen gegen Hepatitis A oder Typhus, vielleicht auch an Gelbfieber oder eine Malariaprophylaxe. Doch die Impfungen gegen Grippe oder Meningokokken sind nicht so präsent, obwohl beide in den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) 2018/2019 auch mit einem R für Reise gekennzeichnet sind.

Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) nennt die Influenza als häufigste impfpräventable Infektionskrankheit auf Fernreisen und führt aus: “Eine Influenza-Impfung ist daher für alle Fernreisenden sinnvoll. Dies gilt insbesondere auf Kreuzfahrtschiffen, Bus-, Bahn- oder Flugreisen, in organisierten Touristengruppen sowie auf Großveranstaltungen wie

beispielsweise für Haddsch-Pilger.” [2]. Die STIKO empfiehlt die Impfung generell für Reisende ab 60 Jahren und für die Personengruppen, für die die jährliche Impfung mit saisonalem Impfstoff indiziert ist, wenn sie nicht bereits über einen aktuellen Impfschutz verfügen. Für andere Reisende ist eine Influenza-Impfung nach Risikoabwägung entsprechend Exposition und Impfstoffverfügbarkeit sinnvoll, so die STIKO [1].

Damit ist eine sehr breite Indikation für die Influenza-Impfung gegeben.

Bereits Anfang 2018 hat die STIKO empfohlen, für die Impfung gegen saisonale Influenza nur noch quadrivalente Influenza-Impfstoffe anzuwenden, und zwar für alle Personen, für die die saisonale Influenza-Impfung von der STIKO empfohlen wird [2]. ( Siehe auch Liste der verfügbaren Impfstoffe in HA 16/2018.)

Was bedeutet das für die Praxis?

Die DTG rät dazu, die Impfung möglichst vor Beginn der Grippesaison auf der betreffenden Hemisphäre zu verabreichen. Auf der Nordhalbkugel ist von November bis April mit Influenza-Vorkommen zu rechnen, auf der Südhalbkugel von Mai bis Oktober.

Nun wird oft gefragt, ob für Reisen auf die südliche Halbkugel ein an- derer Impfstoff nötig ist. Dazu die DTG: “Die Verwendung eines speziellen Impfstoffes ist nicht erforderlich; nach bisherigen Erfahrungen ist der hiesige Impfstoff ausreichend immunogen, allerdings ab Mai kaum noch verfügbar. Bei entsprechender

Indikation sollte die Impfung möglichst vorher verabreicht werden”. Die Schutzdauer der Impfung wird mit 6 bis 12 Monaten angegeben.

Saisonale Grippe oder Vogelgrippe?

Gegen die aviäre Influenza, die “Vogelgrippe”, schützt eine saisonale Influenza-Impfung nicht. Dennoch ist sie für alle mit erhöhter Gefährdung durch direkten Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln von der STIKO empfohlen, um Doppelinfektionen mit den aktuell zirkulierenden Influenzaviren zu verhindern. Durch den Genaustausch von zwei verschiedenen Influenzaviren in einem “mixing vessel” könnten sonst neue Subtypen entstehen.

Das Auswärtige Amt empfiehlt z. B. Reisenden nach China einige Schutzmaßnahmen vor aviärer Influenza [4]

  • Vor dem Besuch von Geflügelmärkten, dem Kontakt zu lebendem Geflügel und deren Ausscheidungen und der eigenen Zubereitung von frischen Geflügelprodukten wird gewarnt.
  • Entsprechende Produkte sollten nur gut durchgegart gegessen werden.
  • Reisende aus betroffenen Gebieten, die innerhalb von 10 Tagen nach Rückkehr Atemwegsbeschwerden und Fieber entwickeln, sollten dringend einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen und auf den Besuch hinweisen. [4]

Meningokokkenimpfung als Reiseimpfung

Die Impfungen gegen Meningokokken sind nicht nur als Standard- (Meningokokken-C-Impfung für alle Kinder ab 1 Jahr) oder Indikationsimpfungen in Deutschland empfohlen, sondern auch bei Fernreisen oder beim Schüler- und Studentenaustausch. Bei der Beratung muss die Serogruppenverteilung berücksichtigt werden,

(Siehe Daten der WHO [5] und des Robert Koch-Instituts (RKI) [6].)

Für eine Pilgerreise nach Mekka ist die Impfung gegen Meningokokken ACWY (tetravalenter Impfstoff) eine Pflichtimpfung. Die Gültigkeit beginnt zehn Tage nach der Impfung und gilt maximal fünf Jahre bei Konjugat-Impfstoffen, die nur noch in Deutschland verfügbar sind. Dabei sollte laut DTG aber im Impfpass ausdrücklich schriftlich in englischer Sprache dokumentiert werden, dass es sich bei dem verwendeten Impfstoff um einen solchen Konjugat-Impfstoff handelt [2]. Der Impfschutz der früher auch bei uns verwendeten Polysaccharidimpfstoffe hielt nur maximal drei Jahre an.

Beispiel aus der Praxis: Studentenaustausch in die USA

Bei längeren Aufenthalten in den USA werden zahlreiche Standardimpfungen verlangt, allen voran die Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln. Die Standardimpfungen gemäß aktuellem Impfkalender der STIKO für Kinder und Erwachsene sollten anlässlich einer Reise überprüft und vervollständigt werden.

Bei Studien- bzw. College-Aufenthalten sollten die Auflagen der jeweiligen Universität rechtzeitig vorab erfragt und unbedingt beachtet werden. Das komplette deutsche Standardimpfprogramm der STIKO einschließlich der Meningokokken-Impfung (ACWY und ggf. B, je nach Bundesstaat und Universität) muss im Zweifel nachgewiesen werden und sollte deshalb vor Ausreise komplettiert werden [2, 4].

Reise-Klassiker: Impfungen gegen Hepatitis A und Typhus

Hepatitis A: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen Hepatitis A für Reisende in Regionen mit hoher Hepatitis-A-Inzidenz [1, 8].

Es stehen verschiedene Impfstoffe zur Verfügung: Mono-Impfstoffe sowie Kombinationen mit Hepatitis B oder mit Typhus (s. Tab. 2).

Idealerweise gibt man die Impfung nicht später als 14 Tage vor der Abreise, doch auch bei einer Last-minute-Reise kann die Impfung wegen der langen Inkubationszeit einer Hepatitis A noch sinnvoll sein.

Typhus: Bei Reisen in Endemiegebiete mit Aufenthalt unter schlechten hygienischen Bedingungen empfiehlt die STIKO eine Impfung gegen Typhus [1].

Literatur

* 1 Epid. Bulletin 34/2018, Empfehlungen der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut 2018/2019

* 2 Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG): Hinweise und Empfehlungen zu Reiseimpfungen, Stand: Mai 2018

* 3 Epid. Bulletin 2/2018, Mitteilung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut.Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung des quadrivalenten saisonalen Influenzaimpfstoffs

* 4 Auswärtiges Amt, Reise- und Sicherheitshinweise für China und für die USA, Stand 06.03.2019

* 5 World Health Organization, Invasive Meningococcal Disease – Serogroup distribution, 2018, Map date 16/02/2018

* 6 Robert Koch-Institut, SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de

* 7 Arndt U, Grüber A, Ley-Köllstadt S, ABC der Impfstoffe 2018, Hrsg. Deutsches Grünes Kreuz e. V.

* 8 WHO International Travel and Health, http://gamapserver.who.int/mapLibrary/Files/Maps/Global_HepA_ITHRiskMap.png?ua=1

* 9 Epid. Bulletin, Nr. 39 /2016

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