Kümmel ist eine besonders häufige Wildpflanze. Er wächst auf Wiesen, Weiden und Grasplätzen in ganz Europa. Ursprünglich stammt die Pflanze aber wohl aus Asien. Von den etwa 30 Arten der Kümmelpflanzen ist der Echte oder Wiesenkümmel (Carum carvi) die wichtigste Gewürz- und Heilpflanze.
Kümmel ist eines der ältesten Gewürze der Welt und eine der ältesten Heilpflanzen Europas. Benutzt werden vor allem die Früchte, aber auch die Blätter eignen sich zum Würzen. Kümmelfrüchte wurden schon im Neolithikum verwendet, und auch im Grab des Tutanchamun wurde Kümmel gefunden. Der griechische Arzt Dioskurides aus dem 1. Jahrhundert nach Christus schrieb, dass der Kümmel dem Magen gut tue, dem Darm helfe und einen „süßen, lieblichen Atem“ bereite. Die Römer würzten fettige Speisen mit den Samen, um sie leichter verdaulich zu machen. Seit der Antike wurden Kümmelfrüchte auch als Diuretikum und bei Harnwegsinfekten eingesetzt.
Außerdem wurden dem Kümmel mystische Eigenschaften zugeschrieben, so sollte er vor Hexerei schützen können. Ein Beutel mit Kümmelsamen um den Hals sollte böse Geister abwehren. Heute sind Kümmelfrüchte und Kümmelöl aus den getrockneten Samen bei dyspeptischen Beschwerden, vor allem Meteorismus und Flatulenz, sowie bei krampfartigen Beschwerden im Gastrointestinaltrakt indiziert.
Inhaltsstoffe und Wirkweisen
Kümmel ist eines der stärksten Karminativa. Die Früchte enthalten 3 bis 7 Prozent ätherisches Öl, davon über die Hälfte Carvon, das auch den typischen Geruch bestimmt. Kümmelöl wirkt spasmolytisch, es scheint den Kalziumeinstrom in die Zellen der glatten Muskulatur des Magen-Darm-Trakts direkt zu hemmen.
Auf die Schleimhaut des Gastrointestinaltrakts wirkt das Öl durchblutungsfördernd. Kümmelöl ist appetitanregend und fördert Magensaftsekretion und Durchblutung. Außerdem ist Kümmelöl, vor allem das enthaltene Carvon, antimikrobiell. Randomisierte Doppelblindstudien mit Kümmel haben ergeben, dass Kümmelöl (in Kombination mit Pfefferminzöl, das ebenfalls spasmolytisch auf die glatte Muskulatur des Magen-Darm-Trakts wirkt) bei funktionellen Magen-Darm-Störungen effizient hilft, dabei sicher und gut verträglich ist. In einer Pilotstudie wurde außerdem gezeigt, dass die karminative Wirkung des Kümmels sogar zur Ileusprophylaxe nach Kaiserschnitt genutzt werden kann.
Produktbeispiele, in denen Kümmel enthalten ist: Kümmel gibt es nur in Kombinationen, z.B. Carmenthin® (Kümmelöl und Pfefferminzöl; Schwabe), Carminativum-Hetterich® Tropfen (Kamillenblüten, Pfefferminzblätter, Fenchel, Kümmel, Pomeranzenschalen; Teofarma), Iberogast (Iberis amara, Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchte, Mariendistelfrüchte, Melissenblätter, Pfefferminzblätter, Schöllkraut, Süßholzwurzel; Bayer Vital), Pascoventral® Flüssigkeit (Pfefferminzblätter, Kamillenblüten, Kümmelfrüchte; Pascoe).
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Gattung: Kümmel (Carum)
Art: Echter Kümmel oder Wiesenkümmel (Carum carvi) Verwendete Pflanzenteile: Früchte und Kümmelöl aus den getrockneten Früchten
Anwendungsbereiche: dyspeptische Beschwerden und leichte krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, Blähungen und Völlegefühl
Der Echte Kümmel wurde zur Arzneipflanze 2016 gekürt