Jeder fünfte Patient mit fortgeschrittener Multipler Sklerose (MS) hat nach einer Befragung in einem MS-Zentrum in Köln suizidale Gedanken, berichtete die Kölner Palliativmedizinerin PD. Dr. Heidrun Golla. Das muss kein akutes Suizidverhalten nach sich ziehen, sondern ist häufig nur der passive Wunsch nach einem vorgezogenen Sterben bei fortgeschrittener Erkrankung. Viele Patienten sprechen von sich aus ihre Gedanken zu Sterben und Tod beim Arzt aber nicht an, z.B. aus Angst, wegen Suizidalität in die Psychiatrie eingewiesen zu werden.
Schwer betroffene MS-Patienten und ihre Angehörigen möchten aber laut Galla, dass der Arzt solche Themen anspricht. Ihre Gefühle in Bezug auf eine mögliche weitere Verschlechterung, was in diesem Falle auf sie zukommt und Entscheidungen für den Fall, dass sie nicht mehr für sich selbst sprechen können. Ein gutes Drittel möchte, dass der Arzt Sterben und Tod thematisiert und hofft vom Arzt, dass er das auch gegenüber den Angehörigen anspricht. Nur vier von zehn MS-Patienten berichten, dass ihr betreuender Arzt das auch in dem Maße tut, wie sie es wünschen würden.
Quelle: 89. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), Mannheim, 21.–24.09.2016