Statine bei betagten Patienten nicht absetzen
Die Bedeutung einer Statintherapie im Rahmen der Primär- und Sekundärprävention konnte in zahlreichen Studien zweifelsfrei dokumentiert werden. Doch wird das Statin bei über 80-Jährigen wieder abgesetzt, so hat das Nachteile für das spätere Leben, so das Ergebnis einer modellierenden Studie. Das gleiche gilt, wenn bei jüngeren Patienten mit einem hohen kardiovaskulären Risiko die Therapie erst verzögert gestartet wird. Dabei wurden die Daten von 118.000 Patienten ausgewertet und verglichen mit den Daten von 500.000 Patienten einer Datenbank. Verglichen wurde eine Standarddosis von 40 mg eines Statins mit einer Nicht-Therapie, wobei drei Szenarien analysiert wurden: Eine lebenslange Therapie bis zum Tod oder bis zu einem Alter von 110 Jahren, eine Beendigung der Therapie bei einem Alter von 80 Jahren und ein verzögerter Beginn der Statintherapie um fünf Jahre bei unter 45-jährigen Patienten mit einem hohen Risiko. Der Benefit der Therapie wurde in Qualitäts-adjustierten Lebensjahren (QALYs) berechnet. Darunter versteht man ein Lebensjahr mit guter Lebensqualität.
Die Auswertung ergab, dass eine Beendigung der Therapie bei Erreichen des 80. Lebensjahres zu einer Abnahme der QALYs um 73 Prozent bei Patienten mit einem niedrigen Risiko und um 36 Prozent bei Patienten mit einem hohen Risiko führt, wobei der Vorteil bei dieser Patientengruppe aber früher eintrat. Bei Frauen zeigte sich der Benefit etwas später als bei Männern, so dass beim weiblichen Geschlecht ein Absetzen des Statins sich langfristig noch negativer auswirken dürfte als bei Männern. Bei Patienten unter 45 Jahren mit einem geringen kardiovaskulären Risiko hatte eine um fünf Jahre verspätet gestartete Statintherapie nur einen minimalen Einfluss auf die QALYs, doch bei einem hohen kardiovaskulären Risiko verloren diese jungen Patienten sieben Prozent der potenziellen QALYs. Fazit dieser Studie: Ein Absetzten der Statintherapie bei betagten Patienten kann nicht empfohlen werden und bei jungen Patienten mit einem erhöhten Risiko sollte unverzüglich mit einer Statintherapie begonnen werden (Runguo Wu, London).
Rauchen schädigt auch direkt das Myokard
Dass Rauchen einer der wichtigsten Risikofaktoren für die KHK ist, ist unbestritten. In einer neuen Studie (5. Copenhagen City Herat Study) konnte jetzt gezeigt werden, dass Rauchen aber auch direkt den Herzmuskel schädigt, also zu einer Herzinsuffizienz führen kann, wobei diese Effekte partiell reversibel sind.
Eingeschlossen wurden 3.874 Personen in einem Alter zwischen 20 bis 99 Jahre, die keinerlei Hinweise für eine Herzinsuffizienz zeigten. Sie alle erhielten eine Echokardiografie. 18,6 Prozent waren Raucher, 40,9 Prozent ehemalige Raucher und 40,5 Prozent Nicht-Raucher. Bei Rauchern fanden sich strukturelle und funktionelle Veränderungen am linksventrikulären Myokard. Dieses war dicker und schwächer, wobei das Ausmaß dieser Veränderungen mit der Zahl an Pack years korrelierte. Eine Verlaufskontrolle über 10 Jahre ergab, dass bei anhaltendem Nikotinabusus die Veränderungen weiter zunahmen, während bei einem Rauchstopp eine allmähliche Rückbildung eintrat (Eva Holt, Kopenhagen).
COVID-19-Impfung bei Herzinsuffizienz unproblematisch
Die COVID-mRNA-Impfung ist keine Gefahr für das Herz, sondern im Gegenteil, sie führt sogar zu einer Abnahme der Sterblichkeit bei Patienten mit Herzinsuffizienz. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie.
Dabei wurden 50.000 ungeimpfte mit 50.000 geimpfte (mit einem mRNA-Impfstoff) Herzinsuffizienz-Patienten verglichen. Die mediane Dauer der Herzinsuffizienz betrug 4,1 Jahre. Endpunkte der Studie waren Tod, Verschlechterung der Herzinsuffizienz, venöse Thromboembolien und Myokarditis innerhalb von 90 Tagen nach der zweiten Impfung. Es fand sich kein erhöhtes Risiko für einen dieser Endpunkte. Bei geimpften Patienten betrug die Sterberate 2,2 Prozent im Vergleich zu 2,6 Prozent in der ungeimpften Gruppe. Das Risiko für eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz lag in beiden Gruppen bei 1,1 Prozent und auch bei der Myokarditis und den thromboembolischen Ereignissen fand sich kein Unterschied (Caroline Sindet-Pedersen, Hellerup).
Krebspatienten sterben immer häufiger an kardialen Ereignissen
Die systemische Krebstherapie hat in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht. Dies gilt für die Chemotherapie ebenso wie für die zielgerichteten Therapien und die Immuntherapie. Dank dieser neuen Therapiestrategien ist das Krebsleiden bei vielen Entitäten zu einer chronischen Erkrankung geworden. Doch der Preis für diesen Fortschritt sind die kardiovaskulären Risiken, die mit diesen innovativen Substanzen verbunden sind. Mit anderen Worten, die kardiovaskulären Komplikationen bzw. die Sicherheit rücken immer mehr in den Vordergrund, da bei vielen Tumoren diese und nicht mehr die maligne Erkrankung die Lebenszeit des Patienten begrenzen. So haben Patienten mit einer malignen Erkrankung ein doppelt so hohes Risiko an einem kardiovaskulären Ereignis zu versterben als Nicht-Tumorpatienten. Dabei steht die linksventrikuläre Dysfunktion sprich die Herzinsuffizienz im Vordergrund.
Primär geht es darum, diejenigen Patienten zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für eine solche Komplikation tragen. Besonders gefährdet sind Patienten mit einer vorbestehenden myokardialen Schädigung und solche mit kardiovaskulären Risikofaktoren insbesondere einer arteriellen Hypertonie. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer kardiologischen Untersuchung vor Beginn der Tumor-therapie, die immer auch eine Echokardiografie umfassen sollte. Ebenso wichtig sind Kontrolluntersuchungen unter und bis zu einem Jahr nach der Therapie, um eine linksventrikuläre Schädigung möglichst frühzeitig erfassen zu können. Dazu kommt eine optimale Korrektur der Risikofaktoren (Theresa Lopez-Fernandez, Madrid).
Vorsicht mit NSAR bei Typ-2-Diabetikern
Die Gabe eines NSAR ist immer mit einer Reihe von schweren Komplikationen (renal, kardial, gastrointestinal) behaftet. Nach einer neuen Studie kann schon eine kurzzeitige Gabe einer solchen Substanz bei Typ-2-Diabetikern zu einer erstmaligen kardialen Dekompensation führen, die eine stationäre Behandlung erforderlich macht.
Im Rahmen dieser Observationsstudie (331.000 Patienten) zeigte sich, dass einem von sechs Typ-2-Diabetikern innerhalb eines Jahres ein NSAR verordnet wurde. Das Risiko für eine kardiale Dekompensation war unter dem NSAR doppelt so hoch, es stieg um 43 Prozent und zwar unabhängig von der Güte der Diabetes-Kontrolle. Als besonders gefährlich erwiesen sich Diclofenac und Ibuprofen, während bei Celecoxib und Naproxen kein erhöhtes kardiales Risiko dokumentiert werden konnte. Gefährdet waren allerdings nur Patienten über 65 Jahre. Bei unter 65-Jährigen fand sich kein erhöhtes Risiko (Anders Holt, Kopenhagen).