Berlin. Die Ständige Impfkommission (STIKO) passt ihre Empfehlung zur Influenzaimpfung an, teilt sie am Freitag (2.8.) mit. Dies könnte kurz vor dem Start der aktuellen Impfsaison zu Verwirrungen bei Patientinnen und Patienten sowie Praxisteams führen. Dieser Entscheidung liegt vor allem eine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zugrunde.
Die WHO empfiehlt seit September 2023 einen Wechsel zu trivalenten Influenza-Impfstoffen (“Der Hausarzt” berichtete). Der Grund: Der im aktuell eingesetzten quadrivalenten Influenza-Impfstoff enthaltene Virustyp B/Yamagata ist seit März 2020 nicht mehr nachgewiesen worden.
Die WHO sieht daher keinen Zusatznutzen bei der Beibehaltung tetravalenter Impfstoffe und befürchtet zudem, dass sich aus B/-Yamagata-Impfviren, die in Lebendvakzinen enthalten sind (z. B. im auch hierzulande verfügbaren nasalen Impfstoff) neue Virusmutanten entwickeln. Außerdem bestehe das theoretische Risiko des Wiedereintrags von Viren der B/Yamagata-Linie bei der Impfstoffherstellung.
STIKO folgt WHO-Empfehlung
Nachdem die europäische Arzneimittelbehörde dieser Empfehlung im März 2024 gefolgt ist, zieht nun auch die Ständige Impfkommission (STIKO) nach und passt ihre Influenza-Impfempfehlung an:
“Die STIKO empfiehlt eine jährliche Impfung im Herbst für Personen im Alter von ≥60 Jahren mit einem inaktivierten Influenza-Hochdosis-Impfstoff oder bei entsprechender Indikation im Alter von ≥6 Monaten mit einem inaktivierten Influenza-Impfstoff (Standarddosis) mit jeweils von der WHO empfohlener Antigenkombination. Kinder und Jugendliche im Alter von 2 bis 17 Jahren können alternativ mit einer Lebend-attenuierten Influenza-Vakzine (LAIV) geimpft werden, sofern keine Kontraindikation besteht”, heißt es im aktuellen, am Freitag (2.8.) erschienenen Epidemiologischen Bulletin (31/24).
Wichtig: Dies gilt allerdings nicht für die aktuelle Saison 2024/2025, da noch gar nicht abzusehen ist, wann welcher Impfstoff zur Verfügung steht. Die STIKO rechnet damit, dass trivalente inaktivierte Influenza-Impfstoffe erst ab der Saison 2025/2026 verfügbar sind.
Cave: Die Verfügbarkeit eines trivalenten lebend-attenuierten Influenza-Impfstoffs (Nasalimpfstoff für Kinder zwischen 2 und 17 Jahren) in Deutschland wird allerdings bereits ab der Saison 2024/2025 erwartet.
Was bedeutet die Änderung für die aktuelle Impfsaison?
Das bedeutet für die aktuelle Saison 2024/2025:
- Die Verwendung von inaktivierten quadrivalenten Impfstoffen ist während der Übergangszeit (bis max. zur Saison 2025/2026) weiterhin möglich. Für die nächste Saison müssen sich Hausärztinnen und Hausärzte aber wohl wieder auf einen Wechsel zurück zu trivalenten Vakzinen einstellen.
- Sollte für die aktuelle Saison nicht wie erwartet ein trivalenter Lebend-attenuierter Influenza-Impfstoff verfügbar sein, sollte ein Totimpfstoff verimpft werden. Es wird nicht empfohlen, einen quadrivalenten LAIV zu verwenden.
Warum jetzt?
Warum gerade jetzt diese Empfehlung veröffentlicht wird? Das könnte daran liegen, dass es von einer STIKO-Empfehlung bis zur tatsächlichen Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen einige Zeit dauert: Zuvor muss sich nämlich der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) damit beschäftigen.
Übernimmt der G-BA die STIKO-Empfehlung in die Schutzimpfungs-Richtlinie, muss das im Bundesanzeiger veröffentlicht werden – erst dann haben gesetzlich Versicherte Anspruch auf die Kassenleistung. Bis zur Influenza-Saison 2025/2026 könnte das klappen, sodass Praxen dann bei der Vorbestellung des Impfstoffs im Februar/März 2025 die neue STIKO-Empfehlung berücksichtigen können.