Gerade im Herbst und Winter sollten Ärztinnen und Ärzte den Impfstatus ihrer Risikopatienten überprüfen – denn beispielsweise Pneumokokken-, Influenza- und Corona-Vakzine können gut miteinander kombiniert werden. Auch eine RSV-Impfung kann in Frage kommen.
Besteht die Indikation dazu, können Erwachsene zeitgleich gegen Pneumokokken, Influenza und Sars-CoV-2 geimpft werden. Darauf weist die Ständige Impfkommission (STIKO) in ihrer kürzlich aktualisierten Empfehlung zur Pneumokokken-Impfung hin [1]. Ärztinnen und Ärzte sollten daher gerade bei Risikopatienten wie Senioren bei jeder Gelegenheit den Impfstatus überprüfen und Impflücken schließen.
Bei über 60-Jährigen kann auch eine Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) in Betracht gezogen werden, da in dieser Altersklasse ein höheres Risiko für schwere Verläufe besteht. Eine STIKO-Empfehlung zur RSV-Impfung gibt es bisher allerdings nicht, die Kommission erarbeitet derzeit noch mehrere Aspekte.
Pneumokokken- plus Corona-Impfung
Nötig geworden war die Aktualisierung der Pneumokokken-Impfempfehlung, weil für Erwachsene seit 2022 ein neuer, 20-valenter Konjugatimpfstoff gegen Pneumokokken (PCV20, Apexxnar®) zugelassen ist, von dem mittlerweile neben klinischen auch Real-World-Daten vorliegen.
Nach Durchsicht der verfügbaren Daten schätzt die STIKO PCV20 im Vergleich mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff (PCV13) und dem 23-valenten Polysaccharid-Impfstoff (PPSV23) als überlegen ein. PCV20 wird von der Kommission daher nun für die Standardimpfung empfohlen bei
Personen über 60 Jahren,
Personen über 18 Jahren mit bestimmten Risikofaktoren und
Personen mit beruflicher Indikation (z.B. bei Berufen mit Schweißen von Metallen).
Da PCV20 erst ab 18 Jahren zugelassen ist, bleiben die bisherigen Pneumokokken-Impfempfehlungen für Kinder zunächst bestehen.
Dass PCV20 gemeinsam mit einem mRNA-Impfstoff gegen Covid-19 verabreicht werden kann, zeigt eine in den USA durchgeführte Phase-III-Studie, von der auch die STIKO berichtet [2]. Für die Studie wurden 570 Personen über 65 Jahre 1:1:1 in eine Koadministrations-, eine PCV20- und eine Comirnaty®-Gruppe eingeteilt. Es erfolgte die Gabe zweier Impfstoffdosen in unterschiedliche Extremitäten, wobei in der PCV20- und in der Comirnaty®-Gruppe die zweite “Impfstoffdosis” aus einer Kochsalzlösung-Injektion bestand.
“Die Impfung mit PCV20 löste eine robuste Immunantwort für alle 20 Pneumokokken-Serotypen aus, unabhängig davon, ob die PCV20-Gabe separat oder gleichzeitig mit Comirnaty® erfolgte”, resümiert die STIKO. Ebenso habe die Impfung mit Comirnaty® eine starke Immunantwort gegen Sars-CoV-2 ausgelöst – unabhängig davon, ob der Impfstoff allein oder gleichzeitig mit PCV20 verabreicht wurde.
Die zuvor festgelegten Nicht-Unterlegenheitskriterien für die Koadministration von PCV20 und Comirnaty® sieht die STIKO damit als erfüllt an. Die lokalen Reaktionen (am häufigsten wurden Schmerzen an der Einstichstelle angegeben) waren zwischen den drei Gruppen vergleichbar.
Auch bei den systemischen Reaktionen (am häufigsten wurde Abgeschlagenheit berichtet) war die Häufigkeit zwischen der Koadministrations-Gruppe und der Comirnaty®-Gruppe vergleichbar, in der PCV20-Gruppe allerdings generell etwas niedriger. Die lokalen und systemischen Reaktionen waren meist mild bis moderat und von kurzer Dauer.
Doch für wen kommt eine simultane Pneumokokken- und Covid-19-Impfung überhaupt in Frage?
Hier kommt vor allem die Gruppe der über 60-Jährigen ins Spiel, aber beispielsweise auch bei Erwachsenen mit chronischen Lungen- oder Herzerkrankungen kann eine simultane Impfung sinnvoll sein (s. Tab.1 unten).