Für wen empfiehlt die STIKO die Influenza-Impfung?
Die Impfung mit einer quadrivalenten, an die saisonalen WHO-Empfehlungen angepassten Influenza-Vakzine wird grundsätzlich für fünf Personengruppen empfohlen:
- Personen ab 60 Jahren (mit einem Hochdosis-Impfstoff),
- Schwangere ab dem 2. Trimenon, bei Vorerkrankung ab dem 1. Trimenon,
- Menschen mit Vorerkrankung (chronische Atemwegs-, Herz- oder Kreislauf-, Leber- oder Nierenerkrankungen, Diabetes oder andere Stoffwechselerkrankungen, chronische neurologische Grundkrankheiten wie Multiple Sklerose mit durch Infektionen getriggerten Schüben, angeborene oder erworbene Immundefizienz oder HIV). Für Kinder mit Vorerkrankung gilt die Empfehlung zur Impfung ab sechs Monaten,
- Menschen, die in Pflege- oder Altersheimen leben und
- Menschen mit Risikopersonen in ihrer Umgebung. Dazu gehört auch medizinisches Fachpersonal (berufliche Indikation).
Die Influenza-Impfung sollte dabei im Spätherbst (Mitte Oktober bis Mitte Dezember) verabreicht werden. Sollte dies nicht möglich sein, kann die Impfung nachgeholt werden: Die jährliche Grippewelle hat in Deutschland in den vergangenen Jahren meist nach der Jahreswende ihren Höhepunkt erreicht. Die Stammzusammensetzung der Grippe-Impfstoffe für 2022/2023 weicht von derjenigen der Saison 2021/2022 ab.
Welche Impfung für Personen ab 60 Jahren?
Explizit für diese Altersgruppe sind zwei Impfstoffe zugelassen: Die Hochdosis-Vakzine Efluelda® ab 60 Jahren und die adjuvantierte Vakzine Fluad® Tetra ab 65 Jahren.
Die STIKO empfiehlt, bei Personen ab 60 Jahren einen quadrivalenten Hochdosis-Impfstoff zu verwenden, um wegen der höheren Antigenmenge eine bessere Immunantwort zu erreichen. Die Impfeffektivität der Hochdosis-Vakzine ist laut STIKO „geringfügig, aber signifikant“ überlegen. Nachteil ist eine höhere Reaktivität, Sicherheitsbedenken gebe es aber nicht.
Derzeit ist als Hochdosis-Impfstoff gegen Influenza in Deutschland nur Efluelda® zugelassen. Das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat aber in einer Rechtsverordnung klargestellt, dass Personen ab 60 Jahren in der Impfsaison 2022/2023 zwar prioritär Efluelda® erhalten sollten, bei Nichtverfügbarkeit kann aber jeder andere inaktivierte quadrivalente Influenza-Impfstoff verimpft werden (genau wie in der Impfsaison 2021/2022).
Welche Impfung für Schwangere?
Die STIKO betont explizit, dass die Influenza-Impfung prinzipiell in jedem Stadium der Schwangerschaft unbedenklich ist, da es sich bei den in Deutschland zugelassenen Influenza-Impfstoffen für Erwachsene um Tot-Impfstoffe handelt. Für gesunde Schwangere empfiehlt die STIKO die Impfung dennoch erst ab dem 2. Trimenon. Damit soll verhindert werden, dass die im 1. Trimenon häufiger auftretenden Spontanaborte fälschlicherweise mit der Impfung in Verbindung gebracht werden und für die Betroffenen zu einer besonderen psychischen Belastung werden.
Verimpft werden können grundsätzlich alle Tot-Impfstoffe, eine explizite Zulassung in der Schwangerschaft (und zur passiven Immunisierung von Säuglingen) hat aber nur die Vakzine Vaxigrip® Tetra. Präferiert empfohlen wird von der STIKO aber kein bestimmter Impfstoff.
Welche Vakzinen gibt es sonst noch?
Für Kinder stehen laut Paul-Ehrlich-Institut in der Saison 2022/2023 sechs Impfstoffe zur Verfügung:
Ab einem Alter von sechs Monaten können die quadrivalenten Vakzinen Influsplit® Tetra, Influvac® Tetra, Vaxigrip® Tetra und Xanaflu® Tetra verimpft werden. Dabei handelt es sich um standarddosierte und eibasierte (Untereinheiten- und Spalt-) Grippe-Impfstoffe.
Ab einem Alter von zwei Jahren steht außerdem der zellkulturbasierte, standarddosierte Impfstoff Flucelvax® Tetra und ab einem Alter von 2 bis 17 Jahren der lebend-attenuierte Nasal-Impfstoff Fluenz® Tetra (der einzige zugelassene Nasal-Impfstoff gegen Influenza, außerdem der einzige Lebend-Impfstoff) zur Verfügung.
Beim Nasal-Impfstoff muss beachtet werden: Da es sich um einen Lebend-Impfstoff handelt, ist er zum einen beispielsweise bei Immunschwäche kontraindiziert. Außerdem sollte der enge Kontakt zu immungeschwächten Personen in den ersten ein bis zwei Wochen nach Impfung so weit wie möglich vermieden werden.
Es besteht keine präferenzielle Empfehlung der STIKO, sodass der Lebend-Impfstoff und die Tot-Impfstoffe unter Berücksichtigung möglicher Kontraindikationen gleichermaßen angewendet werden können. Die STIKO rät, lediglich in Situationen, in denen die Injektion des Tot-Impfstoffs problematisch ist (z.B. Spritzenphobie, Gerinnungsstörungen), präferenziell den Nasal-Impfstoff zu verwenden.
Kinder unter neun Jahren, die erstmalig geimpft werden, sollten zwei Impfstoffdosen im Abstand von vier Wochen erhalten. Das gilt für Tot- und Lebend-Impfstoff.
Für Erwachsene sind zudem die quadrivalente Vakzine Afluria® Tetra, bei der es sich ebenfalls um einen eibasierten Spalt-Impfstoff in Standarddosierung handelt, und der zellkulturbasierte Impfstoff Supemtek® zugelassen. Letzteren listete das PEI allerdings nicht auf, als es kürzlich über die ersten ausgegebenen Impfstoffchargen berichtete.
Bis KW 40 hatte das PEI (Stand 9. Oktober) rund 26,2 Millionen Impfstoff-Dosen freigegeben – mehr als in den Grippesaisons 2019/2020, 2020/2021 und 2021/2022. Eine explizite Empfehlung für einen bestimmten Impfstoff für Kinder oder gesunde Erwachsene gibt die STIKO nicht.
Gleichzeitig gegen Influenza und Covid-19 impfen?
Die STIKO empfiehlt eine Influenza-Impfung insbesondere für Menschen, die ein hohes Risiko für schwere Covid-19- oder Influenza-Verläufe haben. Covid-19-Impfungen und andere Tot-Impfstoffe (wie die Influenza-Vakzinen) könnten dabei gleichzeitig verimpft werden. In diesem Fall sollte die Injektion an unterschiedlichen Gliedmaßen erfolgen.
Die STIKO weist darauf hin, dass bei einer gleichzeitigen Gabe von Corona- und Influenza-Impfstoffen lokale und systemische Impfreaktionen häufiger auftreten als bei der getrennten Verabreichung. Eine ausführliche Aufklärung der Patientinnen und Patienten sei daher besonders wichtig.