Fast 154.000 der bei der Barmer versicherten 13- bis 49-jährigen Frauen bekamen 2018 ein potenziell teratogenes Arzneimittel verordnet; mehr als 11.000 erhielten ein starkes Teratogen, welches das Risiko für grobstrukturelle Fehlbildungen bis zum Zehnfachen erhöht. Das geht aus dem Barmer-Arzneimittelreport 2021 hervor.
Von rund 66.500 analysierten Versicherten mit Entbindung im Jahr 2018 erhielten demnach 663 im ersten Schwangerschaftsdrittel ein potenzielles Teratogen, bei drei Prozent der Fälle handelte es sich um ein starkes Teratogen. 1.210 Versicherte bekamen im späteren Verlauf der Schwangerschaft potenziell fetotoxische Arzneimittel verordnet.
Der Barmer zufolge sollten Frauen im gebärfähigen Alter mit Dauermedikation einen Rechtsanspruch auf einen bundeseinheitlichen Medikationsplan erhalten. Derzeit werde die Arzneimitteltherapie oft unzureichend dokumentiert. Die meisten Frauen, die vor einer Schwangerschaft regelmäßig Arzneimittel einnehmen, besäßen keinen Medikationsplan.
Vor allem für Gynäkologen sei es schwer bis unmöglich, Teratogene rechtzeitig abzusetzen. Laut Arzneimittelreport-Autor Prof. Daniel Grandt sollte die Gesamtmedikation junger Frauen grundsätzlich auf kindsschädigende Risiken geprüfen werden: In der Schwangerschaft komme ein Medikamenten-Check zu spät, um das ungeborene Kind vor Schäden zu schützen.