An Covid-19 erkrankte Patienten müssen neben ihren Krankheitssymptomen auch die Auswirkungen der Quarantäne bewältigen. Angst und Schlafstörungen können zunehmen. Im Januar und Februar 2020 hat eine chinesische Arbeitsgruppe bei 51 stationär isolierten Patienten untersucht, ob progressive Muskelentspannung (PMR) hilft, Angst und Schlaf zu verbessern. Die Patienten wurden randomisiert und in der Interventionsgruppe an fünf Tagen je 30 Minuten zur Muskelentspannung angeleitet. Dies erfolgte ohne direkten Patientenkontakt fernmündlich über die Sprechanlage des Krankenhauses. Die Patienten füllten vorher und nachher Fragebögen zu Angst und Schlafqualität aus.
In der Interventionsgruppe nahmen Angstsymptome ab und die Schlafqualität zu, in der Kontrollgruppe blieb beides gleich. Dabei ist kritisch zu bedenken, dass die die Teilnehmer nicht verblindet wurden, keine Placebointervention erfolgte und gleichzeitig nur subjektive Endpunkte erhoben wurden. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit für einen reinen Placeboeffekt und Verzerrungen hoch. Das Setting einer Isolierstation in China kann sicher nicht direkt auf die häusliche Quarantäne von deutschen Hausarztpatienten übertragen werden. Andererseits sind Aufwand und Nebenwirkungen von PMR gering, Online-Anleitungen sind niedrigschwellig verfügbar und die Wirksamkeit ist in vielen anderen Settings gesichert.
Fazit: Patienten, die wegen einer Covid-Erkrankung stationär isoliert waren, gaben in dieser Studie nach einer fünftägigen Anwendung von PMR besseren Schlaf und weniger Angst an.
Quelle: Liu K, Chen Y, Wu D, Lin R, Wang Z and Pan W: Effects of progressive muscle relaxation on anxiety and sleep quality in patients with COVID-19. Complementary Therapies in Clinical Practice 39 (2020) 101132.