Die Empfehlungen für eine Endokarditis-Prophylaxe wurden vor einigen Jahren sehr viel restriktiver formuliert. Danach sollte eine solche nur noch bei Hochrisikopatienten, nämlich bei Patienten mit Z.n. Endokarditis, mit angeborenen zyanotischen Vitien und bei Z.n. Klappenersatz und nur bei zahnärztlichen Eingriffen mit Manipulation der Gingiva oder der periapikalen Zahnregion oder Perforation der oralen Mukosa durchgeführt werden. Diese Guidelines haben zu einem drastischen Rückgang der Antibiotika-Verordnungen für eine Endokarditis-Prophylaxe geführt.
Seit 2008 wurde eine stete Zunahme zuletzt von 35 Endokarditis-Fällen pro Monat gemeldet. Bei diesem Trend stellt sich zwangsläufig die Frage, ob dies die Folge der neuen restriktiven Empfehlungen ist. Doch eine Analyse der gemeldeten Fälle zeigt, dass die Streptokokken-induzierten Endokarditis-Fälle – und nur diese lassen sich durch eine Antibiotika-Prophylaxe verhindern – keinesfalls zugenommen haben sondern lediglich die Staphylokokken-Endokarditiden. Und Staphylococcus aureus ist die Hauptursache nosokomialer Bakteriämien.
Somit spricht vieles dafür, dass für die Zunahme der Endokarditis-Fälle weniger die Einschränkungen bei der Endokarditis-Prophylaxe als vielmehr das vermehrte Auftreten von Health-Care-assoziierten Infektionen verantwortlich sind. Dies zeigt auch die alltägliche Erfahrung, nämlich dass immer häufiger Dialysepatienten, Diabetiker und solche mit einem kardialen Device betroffen sind.