Durchbruch beim malignen Melanom
Zwischen Immunsystem und Tumorzellen besteht ein komplexes Zusammenspiel. So gehört die Bekämpfung von entarteten Zellen zur Kernkompetenz der körpereigenen Abwehr. Doch Krebszellen können sich einem solchen Angriff entziehen. Ein Paradebeispiel für die Bedeutung der Immunpathogenese ist das maligne Melanom.
Der Angriff des Immunsystems auf den Tumor beginnt damit, dass Antigen-präsentierende Zellen Tumor-assoziierte Antigene einsammeln und diese dann den T-Effektorzellen präsentieren und so eine antitumoröse protektive Antwort induzieren. Die T-Zellstimulation erfolgt über eine Reihe von Rezeptoren, auch Checkpoints des Immunsystems genannt, die eine aktivierende oder aber eine inhibitorische Wirkung entfalten können. Die inhibitorischen Rezeptoren schützen den Körper physiologischerweise vor überschießenden Immunreaktionen. Tumorzellen sind in der Lage, über solche Rezeptoren die T-Zellen zu blockieren, so dass diese ihre antitumoröse Kompetenz verlieren. Mit Checkpoint-Inhibitoren kann die antitumoröse T-Zell-Antwort gezielt "entfesselt" und so therapeutisch nutzbar gemacht werden.
Dass dieses Therapiekonzept wirksam ist, konnte zuerst beim malignen Melanom gezeigt werden, ein Tumor, bei dem auch noch so aggressive Chemotherapie-Protokolle keinen messbaren Überlebensvorteil brachten. Patienten, die in einem fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung mit dem humanisierten Antikörper Ipilimumab, der den inhibitorischen CTLA-4-Rezeptor der T-Zelle blockiert, behandelt werden, zeigen eine deutliche Verbesserung der Prognose, d.h. nach drei Jahren leben noch über 20 Prozent der betroffenen Patienten.
Zwischenzeitich wurden andere immuntherapeutisch wirksame Substanzen, die an anderen Checkpoints der Immunkontrolle angreifen, zugelassen. Dazu gehören Substanzen wie Nivolumab und Pembrolizumab, die den inhibitorischen PD-L-Rezeptor an der T-Zelle ausschalten beziehungsweise die entsprechenden Liganden auf der Tumorzelle, mit dem diese an den PD-L-Rezeptor der T-Zelle andockt, blockieren. Mit diesen neuen Substanzen werden Ansprechraten von 30-40 Prozent in der Monotherapie und 50 Prozent in der Kombination erreicht und dies führt zu einer deutlichen Lebensverlängerung.
Quelle: 25. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie, 23. bis 29.7.2016 in München