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CAR-T-ZelltherapieEine Behandlungsoption mit kurativem Potenzial

In Deutschland erkranken im Jahr etwa 18.500 Menschen an einem Non-Hodgkin-Lymphom, 12.200 an Leukämien und 6.300 am Multiplen Myelom [1]. Trotz etablierter Behandlungsmöglichkeiten sprechen ca. 50% der Patientinnen und Patienten nicht auf die Erstlinientherapie an oder erleiden ein Rezidiv [2]. Für Betroffene in dieser Situation kann die CAR-T-Zelltherapie laut Prof. Wolfgang Bethge, Universitätsklinikum Tübingen, neue Perspektiven bieten. Im Interview erläutert er warum.

Was ist besonders an der CAR-T-Zelltherapie?

CAR-T-Zelltherapien kommen bei bestimmten rezidivierten und refraktären Lymphomen, Leukämien und dem Multiplen Myelom zum Einsatz – teilweise bereits ab der Zweitlinie. Sie setzt auf das körpereigene Immunsystem. Patienteneigene Immunzellen, die T-Zellen, werden außerhalb des Körpers genetisch modifiziert und mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet. Damit können sie, zurück im Körper der Betroffenen, spezifisch über ein Oberflächenprotein Tumorzellen erkennen und zerstören.

Wie läuft eine CAR-T-Zelltherapie ab?

Als Erstes müssen ausreichend T-Zellen aus dem Blut der Betroffenen mittels Leukapherese gefiltert werden. Diese werden anschließend im Labor aufgereinigt, genetisch verändert und vermehrt. Nach Qualitätskontrollen erhält das Behandlungszentrum die Zellen tiefgefroren zurück. Vor Gabe der aufgetauten CAR-T-Zellen erfolgt eine Chemotherapie zur Lymphodepletion, sodass sich die CAR-T-Zellen nach der Gabe im Körper ausbreiten und proliferieren können.

Welche Krebsarten werden behandelt?

Derzeit sind Therapien mit CAR-T-Zellen bei bestimmten Formen von Lymphdrüsenkrebs wie etwa einem diffusen, großzelligen B-Zell- Lymphom (DLBCL), Mantelzell-(MCL) oder follikulären Lymphom (FL) sowie zur Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) und des multiplen Myeloms (MM) zugelassen [3][4][5][6][7][8]. Die Behandlung erfolgt an qualifizierten Zentren, von denen es bundesweit schon mehr als 40 gibt.

Welche Chancen eröffnet die Therapie?

Mit diesem Ansatz kann Betroffenen, bei denen die Standardtherapien nicht angeschlagen haben oder ausgereizt sind, eine Therapie mit einer möglichen Aussicht auf Langzeitremission angeboten werden. Im Bereich refraktärer oder frührezidivierter DLBCL sehen wir bei einigen Patienten in der 2L+ sogar ein kuratives Potenzial.

Gibt es Herausforderungen bei CAR-T?

Eine CAR-T-Zelltherapie ist eine mittlerweile gut etablierte Behandlungsoption, die allerdings schwere und lebensbedrohliche Nebenwirkungen wie ein Zytokin-Freisetzungssyndrom, Enzephalopathie und Infektionen zeigen kann [8][9][10]. In vielen Fällen verlaufen diese jedoch moderat, sind handhabbar und in der Regel reversibel. Daher beobachten wir die Behandelten etwa zwei Wochen nach der Infusion auf Station.

Was bedeutet die CAR-T-Zelltherapie für Sie als Behandelnder?

Die CAR-T-Zelltherapie ist eine der großen medizinischen Entwicklungen der letzten Jahre. Wir können damit Krebskranke behandeln, die keine Aussichten mehr auf ein längeres Überleben hätten. Aus meiner Sicht können Kolleginnen und Kollegen aus dem niedergelassenen Bereich hier Partner sein und Fragen und Ängste ihrer Patienten sowie der Angehörigen aufgreifen und kanalisieren. In der Allgemeinarztpraxis können aufgrund des langjährigen Vertrauensverhältnisses manchmal noch andere Aspekte zu Krebstherapien zur Sprache kommen als beim Hämatologen.

Weitere Infos zur Behandlung von Lymphomen unter www.onkologie-im-wandel.de

Literatur

  1. Robert Koch-Institut; Krebs in Deutschland für 2017/18: letzter Zugriff: 6.12.2023
  2. Crump M et al. Blood 2017;130:1800–1808
  3. Fachinformation Abecma®, Stand Juli 2023
  4. Fachinformation Breyanzi®, Stand September 2023
  5. Fachinformation Carvykti®, Stand Juli 2023
  6. Fachinformation Kymriah®, Stand April 2023
  7. Fachinformation Tecartus®, Stand November 2023
  8. Fachinformation Yescarta®, Stand Juli 2023
  9. Westin JR et al. N Engl J Med 2023;389:148–157
  10. Neelapu S et al. Blood 2023;141(19):2307–15
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