Unterversorgung bei geriatrischen Patienten
Bis zu 75 Prozent aller geriatrischen Patienten klagen über chronische Schmerzen, doch ein Drittel davon erhält keine adäquate Schmerztherapie. Dies gilt vorrangig für Demenz-Patienten. Je stärker die kognitiven Defizite, umso größer sind die Defizite bei der Schmerzbehandlung. Dazu kommen die Multimorbidität, die die Gabe zahlreicher Medikamente erforderlich macht, und die Tatsache, dass oft mehrere Schmerzursachen vorliegen. Nicht selten wird der Schmerz auch als Preis für das hohe Alter fatalistisch in Kauf genommen. Das alles führt zur Unterversorgung mit den daraus resultierenden Folgen körperlicher, psychischer und sozialer Art.
Eine sichere und effektive Therapie mit Analgetika erfordert genaue Kenntnisse der altersphysiologischen Veränderungen und der altersspezifischen pharmakodynamischen Wirkung der eingesetzten Substanzen. Das Wissen um die Verteilung der Medikamente im Organismus, den Metabolismus und die Ausscheidung ist unverzichtbar, um die Reaktionen des alten Patienten auf ein Analgetikum verstehen zu können. So kann beispielsweise die im Alter häufig beobachtete Zunahme des Körperfettgewebes bei Verabreichung fettlöslicher Analgetika wie Fentanyl oder Buprenorphin zu einer verzögerten Wirkung führen. Dagegen ist das Körperwasser oft vermindert mit der Folge, dass wasserlösliche Analgetika wie Morphin stärker wirken und deshalb initial niedriger dosiert werden sollten.
Auch dann, wenn der Proteingehalt i.S. vermindert ist, nimmt der Anteil ungebundener Substanz zu, d.h. die Wirkung verstärkt sich. Besonders wichtig ist aber die Kenntnis der Leber- und Nierenfunktion. Sind diese beeinträchtigt, kann die Ausscheidung einer Substanz gestört sein mit der Folge einer Akkumulation.
Deutschen Schmerzkongresses, 11.-14.10.2017, Mannheim