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BandscheibenvorfallErste Hilfe für die Bandscheiben

Fast jeden dritten Erwachsenen in der zweiten Lebenshälfte "trifft" irgendwann ein Bandscheibenvorfall. In den meisten Fällen hilft eine Kombination aus medikamentöser Schmerz- und Physiotherapie sowie thermischen Anwendungen.

Schwimmen trainiert nicht nur die Muskulatur, sondern fördert auch die Genesung nach einem Bandscheibenvorfall.

Bandscheibenvorfälle “quälen” nicht nur Bewegungsmuffel. Vielfach sind auch sportlich aktive Menschen betroffen. Bereits ab dem 20. Lebensjahr werden unsere Bandscheiben zusehends schlechter mit Nährstoffen versorgt.

Neben einer ungünstigen Stoffwechselversorgung lassen auch Alterung und Überlastung die äußere Hülle brüchig werden, so dass der innere Gallertkern hindurchtreten kann. Die Folge: erhebliche Schmerzen – ausgelöst durch den Druck des ausgetretenen Bandscheibengewebes auf einen Nerv.

Der Schmerzcharakter kann stechend oder brennend sein, oftmals klagen Patienten zudem über Missempfindungen wie ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl.

Bei etwa neun von zehn Betroffenen tritt der Bandscheibenvorfall im unteren Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) auf. In den anderen, weitaus selteneren Fällen ist die Halswirbelsäule (HWS) betroffen. Selten sind Bandscheibenvorfälle der Brustwirbelsäule.

Physiotherapie lässt Vorfall natürlich schrumpfen

Bestehen keine akuten Lähmungen oder Gefühlsstörungen, so hilft üblicherweise eine Kombination aus medikamentöser Schmerz- und Physiotherapie sowie thermischen Anwendungen. Der Vorfall schrumpft auf natürliche Weise, der Druck auf die Nervenwurzeln und das Rückenmark lässt nach. Die Beschwerden verschwinden.

Sehr wichtig ist dabei die psychologische Begleitung der Patienten. Menschen mit depressiver Verstimmung empfinden Rückenschmerzen anders – häufig intensiver – und ordnen den Gesamtverlauf ihrer Erkrankung anders ein. Zu Erkennen ist dies im Arzt-Patienten-Gespräch und kann dann in der Behandlungsstrategie berücksichtigt werden.

Wann muss operiert werden?

Die weitaus meisten Bandscheibenvorfälle lassen sich, wie bereits gesagt, auch ohne Operation konservativ erfolgreich behandeln. Durch eine natürliche Entzündungsreaktion des Körpers bildet sich der Bandscheibenvorfall wieder zurück.

Dabei gelangt das ausgetretene Bandscheibenmaterial aber nicht mehr zurück in die Bandscheibe, sondern wird vom Körper aufgelöst. Eine konservative Behandlung kann diese Rückbildung nicht auslösen oder gar beschleunigen: Sie ist die natürliche Antwort des Körpers auf die Verletzung. Nur etwa 10 bis 15 Prozent der Bandscheibenrupturen erfordern eine operative Behandlung.

Eine Ausnahme bilden Vorfälle, die zu Paresen führen. Starke Einschränkungen der Bewegung, beispielsweise bei einer Fußheberparese, erfordern eine schnelle Entfernung des druckausübenden Materials. Nur so lassen sich bleibende Schäden an den betroffenen Nerven verhindern.

Um die Nerven wieder freizugeben, muss der Operateur das ausgetretene Bandscheibenmaterial entfernen. Dafür kann er ein offenes, mikrochirurgisches oder endoskopisches Verfahren wählen. Wichtig ist nur, dass er den ausgetretenen Sequester vollständig entfernt (Sequestrektomie).

Je nach Lage des Bandscheibensequesters ist ein endoskopisches Verfahren nicht immer möglich. So müssen gelegentlich endoskopisch operierte Bandscheibenvorfälle während der Operation zu einem mikrochirurgischen Eingriff ausgeweitet werden.

Wann sind Bandscheiben-Prothesen sinnvoll?

Bei stark degenerierten Bandscheiben sind Implantate vielfach eine wirkungsvolle Alternative zur klassischen Wirbelsäulen-Versteifung. Zuvor sollten aber wirklich alle wichtigen nichtoperativen Behandlungsoptionen (wie eben Physiotherapie und medikamentöse Schmerztherapie) vollständig ausgeschöpft sein.

Die Prothesen übernehmen die wichtige Funktion der natürlichen Bandscheibe als Stoßdämpfer der Wirbelsäule. Ihr weicher und elastischer, aber dauerhafter Kern sorgt für eine Biomechanik, Dämpfung und Beweglichkeit, die der natürlichen Bandscheibe sehr ähnlich ist.

Bisherige Studien belegen, dass die Bandscheiben-Prothese der Versteifungsoperation zumindest ebenbürtig ist, wenn es um die Therapie von Schmerzen und neurologischen Ausfällen bei einer Bandscheibendegeneration geht.

Doch erst in einigen Jahren wird sich sicher zeigen, ob auch ein weiterer angestrebter Pluspunkt dieses Verfahrens erreicht wurde: nämlich die Vermeidung sogenannter Anschlussinstabilitäten, also einer Bandscheibendegeneration benachbarter Segmente, wie sie als Folge einer Wirbelsäulen-Versteifung immer wieder auftritt.

Was sind die Anwendungsoptionen von morgen?

Wissenschaftler arbeiten derzeit an alternativen neueren Behandlungsansätzen, wie der Injektion von plättchenreichem Plasma (PRP) oder auch der Stammzelleninjektion in die Bandscheibe.

Diese Verfahren sind jedoch teilweise noch in der Entwicklung. Ein “Heilen” der Bandscheibe oder auch eine Umkehr des Verschleißes ist leider zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich.

So können Patienten aktiv werden

Vorbeugen kann man nur bedingt, beispielsweise durch ein regelmäßiges Rücken- und Bauchtraining. Gut sind individuelle Rückenzirkel, in denen nicht nur tief liegende Muskeln gekräftigt, sondern vielmehr wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.

Ganz wichtig für die Nährstoffversorgung der Bandscheiben ist generell regelmäßige Bewegung – egal ob Gehen, Wandern oder Golfen. Besonders vorteilhaft: gelenkschonender Sport (wie das Schwimmen) zum Aufbau der Rücken- und Bauchmuskulatur. Dies fördert übrigens auch die Genesung nach einem Bandscheibenvorfall.

Grundsätzlich empfiehlt sich eine gesunde, vitamin- und mineralstoffreiche Kost sowie ausreichendes Trinken von Wasser. Denn Flüssigkeitsmangel schadet nicht zuletzt der “Pufferfunktion” der Bandscheiben. Hilfreich ist es zudem, auf die Figur zu achten: Übergewicht erhöht das Risiko eines Bandscheibenvorfalls.

Neben dieser “privaten” Prävention sollte auch beruflich vorgesorgt werden. So ist beispielsweise ein rückengerechter Arbeitsplatz von großer Bedeutung – gerade in Zeiten von Homeoffice.

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