Langwirksame Opioide sind eine Säule in der Therapie starker Schmerzen, wie Dr. Johannes Horlemann, Kevelaer, erklärte. Sie sind auch in der Langzeitbehandlung wirksam, verträglich und sicher – und ermöglichen auch in der Risikogruppe älterer Patienten mit Multimorbidität und Multimedikation eine individualisierte Schmerztherapie.
Dabei gelten Leitlinien zufolge die retardierten Opioide Morphin, Oxycodon oder Hydromorphon als vergleichbar wirksam – im praktischen Alltag zeigen sich entgegen dieser Annahme erhebliche differenzialtherapeutische Unterschiede zwischen den einzelnen Substanzen. Das demonstriert eine aktuelle Studie [1], die die Behandlungsdaten von 16.762 Patienten des PraxisRegister Schmerz der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) auswertete, die wegen tumorbedingter Schmerzen stark wirksame Opioide erhielten. Dabei erwies sich Hydromorphon (Standardretard bzw. 24 h-Retard) als besonders geeignete Option.
Die Ansprechrate (1st Response) war unter Hydromorphon mit 51 % bzw. 66 % am höchsten, verglichen mit Oxycodon (29 %) und Morphin (22 %). Die verträglichkeits- und wirksamkeitsbezogene Abbruchrate war unter Hydromorphon am niedrigsten. End-of-dose-Schmerzen, die besonders bei älteren Patienten zu Verwirrtheit und Delir, Gangunsicherheit und Sturzneigung, Schlafstörungen und chronischer Übelkeit führen können, waren unter Hydromorphon (21 % bzw. 7 %) signifikant seltener als unter Oxycodon (26 %) oder Morphin (31 %). Auch die Inzidenz tumorbedingter Durchbruchschmerzen war geringer. “Damit erweist sich Hydromorphon insbesondere in der 24-Stunden-Galenik als das langwirksame Opioid mit der höchsten Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Therapie”, resümierte Horlemann.
Quelle: Online-Symposium “Schmerzmedizin bis ins hohe Alter!?!”, 22. Juli 2020, Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2020. Veranstalter: Aristo Pharma GmbH
Literatur: