Heute sind 29 Infektionskrankheiten impfpräventabel, mit Ebola 30. Bei Masern sollte das Ziel laut WHO schon 2015 erreicht sein. Deutschland gehört aktuell zu jenen 14 von 53 europäischen Ländern, in denen die endemischen Masern noch heimisch sind. 2016 wurden dem RKI deutschlandweit 323 Masernfälle gemeldet. Die Impfquote für zwei Masern-Impfungen erreichte Ende 2016 nur 73,7%, notwendig für die Eliminierung wären 95%. Die größten Impflücken bestehen in Ballungsgebieten und im süddeutschen Raum. In Dresden, Hamburg, Köln, Leipzig und München hatten jeweils 2.000 bis 4.100 Zweijährige des Jahrgangs 2013 keinen ausreichenden Masern-Impfschutz, in Berlin sogar 7.300, so Dr. Hedwig Roggendorf, Impfexpertin im Zentrum für Prävention der TU München.
Auch bei der Rötelnimpfung gibt es Lücken. Während Ländern wie Finnland, Schweden und USA der Eliminierung der Röteln nahe sind, wurden hierzulande in 2016 wieder 28 Fälle gemeldet, wahrscheinlich nur die schwersten, bei höherer Dunkelziffer. Die Polio gilt nach jahrzehntelangen Impfkampagnen in Europa inklusive Deutschland als ausgerottet. „Impfungen werden zum Teil Opfer ihres eigenen Erfolgs“, sagte Roggendorf. Durch Impfung zurückgedrängte Infektionskrankheiten wie Masern und Keuchhusten verschwinden aus dem Bewusstsein der Menschen und der Erfahrung der Ärzte. Weiterhin werden Impfungen oft vergessen, weil adäquate Erinnerungssysteme fehlen. Schließlich stehen in der modernen Diskussion die vermuteten Impfkomplikation oft mehr im Fokus als die Schutzwirkung. Überzeugungsarbeit tut Not – und hat Chancen, davon ist Roggendorf überzeugt: „Impfskeptiker, mit denen man reden kann, sind bundesweit rund 30%, echte Impfgegner aber nur 2-3%!“.
Quelle: Pressegespräch „Impfen – Hoher Wert, niedrige Durchimpfungsraten“. Veranstalter: GSK, München, März 2017