HIV-Patienten werden immer älter. Bei frühzeitigem Therapiebeginn bleiben sie jahrzehntelang auf antiretroviraler Therapie. Dies gelingt nur, wenn die medikamentöse Verträglichkeit akzeptabel ist. „Deshalb ist neben dem Erhalt der Viruslast unter der Nachweisgrenze ein gutes Nebenwirkungspro-fil von größter Bedeutung“, erklärte Prof. Georg Behrens, Hannover.
Diesen Anforderungen kommt das neue Single-Tablet-Regime E/C/F/TAF insbesondere im Hinblick auf die Nieren- und Knochensicherheit nahe. Da Tenofovir(1) nicht direkt in die Zelle aufgenommen werden kann, wurde bereits das Prodrug Tenofovirdisoproxilfumarat (TDF) entwickelt. Damit gelangt in der 245mg-Dosierung genügend Tenofovir in die Zielzellen, doch verbleibt ein großer Teil im Plasma und führt zu Substanzbelastungen. „Im Unterschied zu TDF verringert sich mit dem Prodrug TAF in der niedrigen Dosierung von 10mg die Tenofovir-Exposition im Plasma um 91 Prozent“, erklärte Behrens und erwartet von der gezielteren Medikation ein verbessertes Nebenwirkungsprofil mit verminderter Resistenzentwicklung.
„Deutliche Hinweise auf eine verbesserte Verträglichkeit liefern die Zulassungsstudien“, erklärte Dr. Ansgar Rieke, Koblenz. So zeigen die beiden randomisierten, doppelblinden Phase-III-Studien GS 104 und GS 1114, in denen insgesamt 1.733 therapienaive HIV-Patienten entweder E/C/F/TAF oder E/C/F/TDF erhielten, nach 48 Wochen eine vergleichbare virologische Wirksamkeit, während die Kombination mit TAF einen signifikant geringeren Einfluss auf die Knochendichte an Wirbelsäule und Hüfte sowie auf die glomeruläre Filtrationsrate (eGFRCG) hatte. Ähnliche Belege lieferten Studien mit vorbehandelten Patienten nach Therapieumstellung.
Somit sieht Rieke in dem neu entwickelten Prodrug TAF eine Option, um die positiven Effekte von Tenofovir bei reduzierten negativen Effekten zu behalten. Dies gilt sowohl für die initiale Therapie als auch die Umstellung, da die Nieren- und Knochentoxizität von TDF nach einen Wechsel auf TAF wenigstens teilweise reversibel scheinen.
(1) Tenofovir: Nukleotid-Reverse-Transkrptase-Inhibitor (NtRTI)
Quelle: Pressekonferenz „HIV heute: Perspektive Zukunft“ am 7. 12. 2015 in Frankfurt, Gilead Sciences GmbH