Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die Frage, wie die Patientenversorgung besser koordiniert werden kann, gehört für uns Hausärzte seit vielen Jahren zu den ganz zentralen Themen. Seit einigen Monaten wird das auch in den Medien und in der Politik breit diskutiert. Was dabei ab und an übersehen wird, ist, dass es bereits ein funktionierendes hausärztliches Primärarztsystem gibt, mit dem nachweislich die Qualität der Versorgung verbessert und zugleich die begrenzten Ressourcen effizient eingesetzt werden – die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV).
Während die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und andere sich mehr schlecht als recht an Konzepten versuchen, die in aller Regel praxisuntauglich sind, versorgen wir bereits Millionen Patienten in ganz Deutschland.
Dass die HZV ein Erfolgsmodell ist, beweisen nicht nur die seit Jahren kontinuierlich steigenden Teilnehmerzahlen, sondern auch die letzte Evaluation in Baden-Württemberg durch die Universitäten Heidelberg und Frankfurt am Main. Diese hat erneut gezeigt, dass die HZV die Qualität der Patientenversorgung deutlich erhöht. Es gab nicht nur signifikant weniger Komplikationen bei der Versorgung von Diabetikern, sondern auch die Impfquoten konnten sichtbar erhöht sowie das Medikationsmanagement verbessert werden [1]. All dies sind Folgen einer besseren Versorgungsstruktur, bei der der Hausarzt konsequent der erste Ansprechpartner ist. Überdies belegen harte Zahlen, dass die HZV Geld einspart! Die AOK Baden-Württemberg selbst spricht von knapp 35 Millionen Euro positivem Saldo durch die Selektivverträge.
Hausärztliche Praxen erzielen dabei Fallwerte, die deutlich über dem Niveau des KV-Systems liegen und wesentlich weniger Abrechnungsaufwand aufweisen.
Im Gegensatz zu anderen Krankenkassen, lässt die AOK Baden-Württemberg ihre Versicherten unmittelbar an den finanziellen Einsparungen durch die Hausarztverträge teilhaben. Sie tut dies nicht durch komplizierte Tarifmodelle, sondern etwa durch Zuzahlungsbefreiungen für Medikamente. Diesem Beispiel sollten künftig möglichst alle Krankenkassen folgen, schließlich profitieren auch sie davon, wenn Krankenhauseinweisungen oder unnötige Doppeluntersuchungen durch bessere Strukturen in der HZV vermieden werden.
Der Gesetzgeber hat im Sozialgesetzbuch bereits festgeschrieben, dass Krankenkassen für ihre Versicherten, die an besonderen Versorgungsformen wie der HZV teilnehmen, Prämienzahlungen oder Zuzahlungsbefreiungen vorzusehen haben. Es wäre für die Patienten eine gute Nachricht, wenn diese Regelung so spezifiziert werden würde, dass finanzielle Vorteile auch tatsächlich bei ihnen ankommen. Das haben sie durch die Wahl einer wirtschaftlichen Versorgung in der HZV verdient!
Dass sich das auch für die Krankenkassen lohnt, zeigen die Zahlen aus dem Ländle eindrucksvoll.
Mit kollegialen Grüßen
Ulrich Weigeldt
Bundesvorsitzender Deutscher Hausärzteverband e.V.
Quelle: 1. Evaluation der Hausarztzentrierten Versorgung in Baden-Württemberg. Ausgabe 2016