Kolumne "Blick aus Berlin"HÄPPI: Warum Geschriebenes mehr hilft als markige Sprüche

Im politischen Berlin kämpft der Hausärztinnenund Hausärzteverband für Ihre Interessen. In „Der Hausarzt“ berichten die Beteiligten regelmäßig über ihre Gespräche, Erfolge – und wo es hinter den Kulissen noch hakt.

Was tut sich im politischen Berlin?

Wie kann die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten auch in fünf, zehn oder fünfzehn Jahren sichergestellt werden, wo das System ja jetzt schon kurz vor dem Kollaps steht? Die Antwort auf diese Frage beschäftigt nicht nur uns Hausärztinnen und Hausärzte schon seit geraumer Zeit.

Die politischen Entscheidungsträger entwickeln in der Regel selten eigene Ideen, sondern holen sich (richtigerweise) vielmehr die Anregungen aus Wissenschaft, Verbänden, Zivilgesellschaft usw. Nur wer in diesen Diskursen präsent ist, kann später auch hoffen, die Politik zu überzeugen. So langweilig es klingen mag: Ein schriftlich dargelegtes Konzept, ist dabei häufig der Ausgangspunkt.

Teampraxis der Zukunft

Bei der Frage, wie hausärztliche Versorgung – und insbesondere die Versorgung im Team – funktionieren kann, gab es lange Zeit nur das Konzept rund um PORT (Patientenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung) der Robert Bosch Stiftung.

Das Problem: In dem Konzept steht zwar viel Richtiges zur Stärkung der nicht-ärztlichen Fachkräfte drin, die Haus-ärztinnen und Hausärzte spielen jedoch eher eine untergeordnete Rolle. Das ist natürlich inakzeptabel und realitätsfern.

Deswegen haben wir uns in Kooperation mit der Universität Heidelberg auf den Weg gemacht, ein eigenes Konzept für die Teampraxis der Zukunft zu erarbeiten: Hausärztliches Primärversorgungszentrum – Patientenversorgung Interprofessionell (HÄPPI).

Im Fokus steht die Frage, wie wir nicht-ärztliche Gesundheitsfachkräfte in die Abläufe einbinden und ihnen ihren Kompetenzen entsprechende Aufgaben übertragen können. Es ist ein Angebot an Politik, Kassen, aber insbesondere an die Hausarztpraxen, wie Teamarbeit unter hausärztlicher Leitung und mithilfe digitaler Tools zukunftsorientiert sowie patientenzentriert gestaltet werden kann.

Damit haben wir den bisher vorherrschenden Konzepten ein wissenschaftlich fundiertes Papier entgegengesetzt, welches uns in der Folge hilft, gegenüber der Politik zu argumentieren – beispielsweise auch bei der Definition des Arzt-Patienten-Kontaktes, der nach unserem Konzept eher als Praxis-Patienten-Kontakt gelebt werden soll.

In unzähligen Gesprächen mit Landräten, Bundestagsabgeordneten oder auch dem Bundesgesundheitsminister, aber auch mit anderen Akteuren aus dem Gesundheitswesen erleben wir, wie die Idee des HÄPPI-Konzepts langsam, aber sicher Teil des gesundheitspolitischen Diskurses wird. Wenn man seine Ideen wirklich in die Versorgung bringen will, gilt das alte Motto: Viel hilft viel! Egal, wie clever und revolutionär ein Gedanke sein mag – wenn niemand darüber spricht, dann verstaubt er schnell in irgendeiner Schublade.

Ein Aufwand, der sich lohnt!

Es soll jedoch nicht bei der Theorie und Konzepten bleiben. Wir wollen auch Politik, Krankenkassen usw. anhand eines ganz konkreten Pilotprojektes deutlich machen, wo die Potenziale einer HÄPPI-Praxis liegen und was es braucht, damit das Konzept in der Breite gelebt werden kann. Dieses wird zeitnah in Baden-Württemberg starten.

Warum betreiben wir diesen Aufwand? Wäre es nicht einfacher, mit einigen markigen Sprüchen etwas zu fordern, statt selbst Ideen von A bis Z zu entwickeln? Ja, das wäre es. Aber vom Fordern allein hat sich noch nichts verbessert.

Als Hausärztinnen- und Hausärzteverband sind wir nicht nur ein berufspolitischer Verband, sondern insbesondere mit der HZV auch ein versorgungspolitischer Akteur. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit diesen zwei Seiten der Medaille die beste Vertretung für die Hausärztinnen und Hausärzte sicherstellen können. Auch wenn das bedeutet, dass wir sehr dicke Bretter bohren müssen.

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